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«Draussen ist Sommer», CH / D, 2012
Aus Box Office vom 23.06.2013.
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Film & Serien «Draussen ist Sommer»: Familiendrama auf der Leinwand

Etwas vom schönsten am Sommer ist, wie Kinder sich diese Jahreszeit zu Eigen machen. Kindern scheint der Sommer wie ein einziges grosses Happening. Der Spielfilm «Draussen ist Sommer» lässt dieses kindliche Lebensgefühl wieder wach werden – auch bei Filmredaktorin Andrea Guyer.

Wenn ich von meinem Balkon auf den Hof vor meinem Haus schaue, blicke ich direkt auf einen grossen Brunnen, eine Wasserlandschaft schon fast. Seine Hässlichkeit hält die Kinder der Siedlung nicht davon ab, ihn für die Dauer des Sommers zu okkupieren.

Filminfos

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«Draussen ist Sommer», CH / D 2012, Regie: Friederike Jehn, mit Maria Dragus, Nicolette Krebitz, Wolfram Koch

Mit und ohne Kleider veranstalten sie im und um den Brunnen gigantische Wasserschlachten und alles Mögliche und Unmögliche das sich mit viel Wasser anstellen lässt. Als letzte Woche die Temperaturen endlich stiegen, war es wieder so weit. Die Kinder zogen in die Brunnenlandschaft ein, das Entenpärchen, das während des Frühjahrs dort wohnt, zog von dannen.

Chunnsch ächli usä?

Nun liegen meine eigenen «Chunnsch ächli usä»-Jahre schon etwas zurück. Aber wenn ich den Kindern von meinem Balkon aus zusehe, die Sonne im Gesicht, weiss ich mit einem Schlag wieder, wie das war, im Sommer, als Kind.

Wanda mit ihrem kleinen Bruder beim Spielen im Sandkasten
Legende: Schönes Wetter, aber kein Lächeln im Gesicht: Das Familiendrama wirft Schatten über den Sommer. Praesens Film

Wie wir Spielplätze, schattige Innenwelten von Büschen, alle noch so kleinen Siedlungswinkel erobert haben, wie Robinson seine Insel. Der heisse Boden unter den nackten Füssen, der unbarmherzige Asphalt, mit den losen, spitzen, kleinen Steinchen, die sich in Fusssohlen bohrten, oder in aufgeschürfte Handballen und Knie.

Ähnliche stark sensorisch geprägte Erinnerungen weckt «Draussen ist Sommer», der Film der deutschen Regisseurin Friederike Jehn. Wobei diese Erinnerungen nicht immer nur leise Wehmut wecken, sondern auch frostige Schauder. Kindsein ist manchmal auch eine Bürde.

Dicke Luft

Wanda (Maria Dragus) ist 14 und die älteste von drei Geschwistern. Sie zieht mit ihrer Familie von Deutschland in die Schweiz. Die Ehe ihrer Eltern steckt in einer Krise, in Zürich versucht die Familie den Neuanfang. Doch das neue Familienidyll ist nur von kurzer Dauer. Wanda findet in der neuen Umgebung keinen Anschluss. Zwischen den Eltern ist bald wieder alles beim Alten.

Während draussen die Sonne brennt, der märchenhaft verwunschene Garten zu Träumen und Entdeckungsreisen einlädt, fällt Marias Welt im Innern des kühlen, abgedunkelten Haus kontinuierlich auseinander. Die Kinder stehen den streitenden Eltern beklommen gegenüber, am Esstisch ist die Stimmung zum Bersten gespannt, irgendwann bleibt die Mutter einfach im Bett, der Vater zieht in den Keller. Die Eltern sind zu sehr mit sich selber beschäftigt, als dass sie die Kinder und ihre Überforderung auffangen könnten.

Portrait von Wanda, der Hauptfigur in «Draussen ist Sommer», gespielt von Maria Darius.
Legende: «Draussen ist Sommer» erzählt aus der Sicht der 14-jährigen Wanda, die mit ihrer Familie in die Schweiz zieht. Praesens Film

Traumhaftes Lebensgefühl

Mit sorgfältigen, wunderschönen Bildern und einem liebevollen Soundtrack erzählt «Draussen ist Sommer» von Wandas Sicht auf diesen Sommer. Maria Dragus ist eine tolle Schauspielerin, die man sich merken muss.

Auch wenn das Drehbuch manchmal etwas lehrbuchhaft daherkommt, gelingt es Regisseurin Friederike Jehn das intensive, eigenartig traumhafte Lebensgefühl von Kindheit und Jugend spürbar zu machen. Eigene Erinnerungsbilder werden wach. Man weiss wieder, wie das war, dieses Gefühl von Schweben im Moment, der in unberechenbarer Weise mal sehr schrecklich, mal sehr leicht und froh sein kann.

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