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Drii Winter
Aus CH:Filmszene vom 17.03.2024.
Bild: SRF/Hugofilm abspielen. Laufzeit 2 Minuten 10 Sekunden.
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Neu auf Play SRF «Drii Winter»: Ein Schweizer Filmjuwel verzaubert das Publikum

«Drii Winter» von Michael Koch ist magisches Kinokunstwerk. Der Basler Regisseur hat das Bergdrama mit Laiendarstellern gedreht. Auf Play SRF kann der Film jetzt gestreamt werden.

Das stille Schweizer Bergdrama «Drii Winter» macht spürbar, wie magisch Kino sein kann. Ohne grosse Worte, ohne laute Dramatik und ohne Schauspielstars.

Regisseur Michael Koch hat ausschliesslich mit Laien gearbeitet. Wer die beiden Hauptdarsteller Michèle Brand und Simon Wisler googelt, findet eine Urner Architektin und einen Bergbauern aus Parpan. Dieser sieht aus wie ein Schwingerkönig, bullig und kräftig.

Er spielt Marco, einen Unterländer aus Willisau, der beim Bergbauern Alois auf den Isenthaler Alpen über dem Urner See arbeitet. Er ist mit Anna zusammen, die im Tal als Pöstlerin und im Wirtshaus der Mutter arbeitet. Aus einer früheren Beziehung hat sie ein Kind: Julia.

Eine frau umarmt einen Mann
Legende: Die grosse Liebe zwischen Anna und Marco ist in jeder Einstellung spürbar. Armin Dierolf / Hugofilm

Eine grosse, zerbrechliche Liebe

Am Stammtisch wird über den «Neuen» aus dem Unterland gesprochen: Ob es wohl hält mit der Anna? Zupacken könne er ja, der Marco, auch wenn er statt Bier nur Eistee trinkt.

Marco spricht wenig. Aber die Liebe der beiden ist in jedem Bild, in jeder Szene spürbar. Es ist eine feine, stille, aber grosse Liebe, die bald auch die kleine Julia mit einschliesst. Anna heiratet Marco, für Julia wird er zum «Daddy».

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SRF hat «Drii Winter» koproduziert. Der Film ist bis zum 17. September 2024 auf Play SRF verfügbar.

Dann aber wird Marco komisch. Bleibt regungslos am Tisch sitzen, wenn er arbeiten sollte, klagt über Kopfweh, vergisst eine Kuh im Schnee. Ein Gehirntumor, lautet die erschütternde Diagnose des Arztes.

Der Tumor befinde sich im Impulszentrum, Marcos Persönlichkeit werde sich verändern. Und Marco verändert sich, so, dass nicht nur die kleine Familie, sondern die ganze Dorfstruktur plötzlich fragil und zerbrechlich werden.

Audio
Filmkritik zu «Drii Winter»
aus Kultur-Aktualität vom 31.08.2022. Bild: Hugofilm
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 21 Sekunden.

Wie die Landschaft, so die Menschen

Michael Koch erzählt die hochdramatische Geschichte in stillen, langsamen Bildern – der deutsche Kameramann Armin Dierolf fängt das Urner Hochtal und seine Alpen mit fast dokumentarischem Blick ein.

Die Menschen mit ihren Geschichten sind ohne die raue, steile und doch wunderschöne Landschaft nicht zu denken. Sie glaube nicht an Gott, sagt die kleine Julia einmal zu Marco. Sie glaube an die Berge, die Bäume, die Tiere, die Steine und den Schnee.

Frau in sonniger Berglandschaft
Legende: Rau und wunderschön: Die Menschen in «Drii Winter» sind von der Landschaft geprägt. Armin Dierolf / hugofilm

Dramaturgische Überraschungen

Immer wieder bricht Michael Koch die fast dokumentarisch erzählte Geschichte. Ein uniformierter Chor steht in der Landschaft, der das Geschehen wie in einer griechischen Tragödie kommentiert und das Drama in fünf Akte gliedert.

Einmal dreht ein indisches Filmteam eine Sing- und Tanzszene im Schnee. Diese Unterbrechungen des Erzählflusses sind bizarr, und dennoch stimmig. Sie machen diesen Film zum Kunstwerk.

Chor in grünen Uniformen steht mitten in einer Berglandschaft
Legende: Der Chor bricht die fast dokumentarische Perspektive des Filmes. Armin Dierolf / hugofilm

Gedreht ist dieses Filmjuwel in einem schmalen, fast quadratischen Bildformat – auch das ist heute ein ungewöhnlicher Blick im Kino.

Michael Koch schafft mit dem Drama «Drii Winter», was wenigen Filmen gelingt: eine Atmosphäre, die den ganzen, über zweistündigen Film hinweg trägt. Damit hat er an der Berlinale 2022 das Publikum verzaubert und diverse Preise an internationalen Festivals gewonnen. 2023 war «Drii Winter» der Schweizer Oscar-Beitrag.

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Drii Winter
Aus CH:Filmszene vom 17.03.2024.
Bild: SRF/Hugofilm abspielen. Laufzeit 2 Minuten 10 Sekunden.

SRF1, 17.3.2024, 22:45 Uhr

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