Kaum ein anderer Regisseur hat die italienische Oper so opulent und glanzvoll in Szene gesetzt wie Franco Zeffirelli. «Zu viel war ihm noch nie genug», wurde einst über ihn geschrieben.
Einen einfachen Charakter hatte er nicht, er war undiplomatisch und eigenwillig, manchmal radikal in seinen Ansichten und zornig auf alles, was ihm nicht ins Konzept passte.
Am Samstag ist Zeffirelli, der sich zeitlebens gern als kettenrauchender Dandy gab, nach langer Krankheit im Alter von 96 Jahren gestorben.
Florenz treu geblieben
Obwohl er schon seit Jahrzehnten in Rom lebte, war Zeffirelli stets seiner Geburtsstadt Florenz treu. Hier soll er auch begraben werden.
2017 hatte die Stadt Florenz ihm zu Ehren ein Kulturzentrum in einem ehemaligen Justizpalast unweit des Rathauses Palazzo Vecchio eingeweiht. Hier brachte Zeffirelli sein grosses Archiv unter, wo Bühnenbilder für Produktionen und Fotografien von Operngrössen wie Maria Callas zu sehen sind.
Für den Regisseur ging ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Seit Jahrzehnten hatte Zeffirelli den grossen Wunsch, ein Kulturzentrum zu gründen, in dem junge Künstler Inspiration finden können.
Einmalige Laufbahn
Schwul, unkonventionell, selbstbewusst: Der impulsive Zeffirelli kann auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken. Schon von Geburt an war Zeffirellis Laufbahn einmalig.
«Ich bin als kleiner Bastard zur Welt gekommen. Sowohl mein Vater als auch meine Mutter hatten bereits eine Familie, als sie sich kennenlernten. Meine Mutter ist gestorben, als ich sieben Jahre alt war. Sie hat mich sehr geliebt, ihre Liebe hat mein ganzes Leben durchdrungen», so Zeffirelli, der von einer Tante aufgezogen wurde.
Er studierte Architektur, leitete eine Studentenbühne, kämpfte ab 1943 als Partisane gegen die deutschen Besatzer. Nur knapp entging er der Erschiessung durch die Faschisten.
Ein Freund Viscontis
1946 schloss sich Zeffirelli Luchino Viscontis «Morelli-Stoppa»-Gruppe als Schauspieler und Bühnenbildner an. Zusammen mit Salvador Dali entwarf er die Kulissen für Inszenierungen meherer Shakespeare-Stücke. Visconti, für den er als Assistent arbeitete, zählte zu seinen Freunden.
Zeffirelli, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte, führte 1953 erstmals an der Mailänder Scala Regie. Internationales Aufsehen erregte er 1958 mit seiner unorthodoxen Interpretation von Verdis Oper «La Traviata».
Den Durchbruch als Theater-Regisseur schaffte Zeffirelli 1960 mit seiner Inszenierung von Shakespeares «Romeo und Julia». Die Filmversion dieser Tragödie wurde 1967 einer seiner grössten Kino-Erfolge. 1977 verfilmte er mit einer Starbesetzung den TV-Vierteiler «Jesus von Nazareth».
Die grosse Vorliebe des Regisseurs blieben aber Opern, deren Inszenierung er sich ein Leben lang leidenschaftlich widmete.
Nachfahre da Vincis
Erst im April 2016 bestätigten Experten eine Vermutung, die schon lange über Zeffirellis Abstammung kursierte: Der Maestro war tatsächlich ein Nachfahre des Universalgenies Leonardo da Vinci (1452-1519).
Franco Zeffirelli starb in seiner Wahlheimat Rom. Bis zuletzt hat der gebürtige Florentiner gearbeitet: Am 21. Juni wird die kommende Opernsaison in der Arena von Verona mit der Verdi-Oper «La Traviata» in seiner Inszenierung eröffnet.