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Film & Serien «2 Guns»: Noch eine Comicverfilmung – aber was für eine

«2 Guns» basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel von Steve Grant und ist ein klassischer «Buddy-Cop-Movie», wie wir ihn seit den 80er-Jahren nicht mehr gesehen haben. Der Film macht Spass, wozu Denzel Washington und Mark Wahlberg in den Hauptrollen nicht unwesentlich beitragen.

Vermutlich kann nur ein isländischer Regisseur einen Buddy-Movie mit einem Finale à la «2 Guns» enden lassen. Nein, das Ende des Films verraten wir nicht, aber man darf vorweg nehmen, dass Baltasar Kormákur einen Film voller überraschender Wendungen in Szene gesetzt hat. Man sieht, mit welchem Vergnügen der isländische Regisseur den Kanon des Genres durchdekliniert und seine Hauptdarsteller Denzel Washington und Mark Wahlberg dabei gekonnt in Szene setzt.

Beinahe tarantinoeske Qualitäten

Um bei den Schauspielern zu bleiben: Je älter Denzel Washington wird, desto wohler scheint er sich als Held in Actionfilmen zu fühlen. Kein Wunder also, dass er mit gewohnter Präsenz vor der Kamera glänzt. Mark Wahlberg hält mit komödiantischem Talent und ausgeprägter Körperlichkeit erfolgreich dagegen. Zwischen den beiden springt der Funke über und die flotten Sprüche finden kein Ende.

Paula Patton und Denzel Washington stehen sich gegenüber, die Nähe lässt ein enges Verhältnis vermuten.
Legende: Das schöne Biest, das ein undurchsichtiges Spiel treibt, darf auch nicht fehlen: Paula Patton. Walt Disney Schweiz

In manchen Szenen hat der verbale Schlagabtausch beinahe tarantinoeske Qualitäten. Apropos Tarantino: Wirklich sehenswert ist Kormákurs radikaler Lösungsansatz für den «Mexican standoff», jener Pattsituation, in der sich mehrere Personen gegenseitig bedrohen und nicht gewillt sind aufzugeben.

Der emotionale Unterbau fehlt

Die Nebenfiguren sind auf Comic-Stereotypen reduziert: Bill Paxton ist der böse Bösewicht, James Marsden der fiese Fiesling, Paula Patton das biestige Biest. Edward James Olmos allerdings verdiente es, für die Verkörperung des Drogenbarons «Papi» mit einem «Narcocorrido» – der balladesken mexikanischen Version des Gangsta-Rap – geehrt zu werden.

Vergleicht man «2 Guns» mit «Lethal Weapon», der Referenz des Buddy-Movie- Genres, fragt man sich, warum «2 Guns» trotz grandioser Dialoge und perfekt choreographierter Actionszenen die Qualität der Kult-Tetralogie der 80er und 90er Jahre nicht erreicht.

Es liegt ganz einfach daran, dass Kormákur in «2 Guns» im Gegensatz zu «Contraband», seiner ersten Zusammenarbeit mit Mark Wahlberg, keinen Wert auf den familiären oder sozialen Hintergrund seiner Figuren legt. Das ist schade, denn der emotionale Unterbau, der die von Danny Glover und Mel Gibson verkörperten Helden so unwiderstehlich machte, fehlt.

Spielerei und Selbstironie

Obwohl das von Blake Masters geschriebene Drehbuch nichts Aussergewöhnliches zu bieten hat, erfüllt es dennoch ganz einfach und professionell seinen Zweck – es unterhält den Zuschauer mit einer Geschichte voller überraschender Wendungen. Washington und Wahlberg können jenseits aller physischer Spielerei auch mit komödiantischer Finesse glänzen und nehmen sich dabei ebenso wenig ernst wie den Film selbst. «2 Guns» ist ein Popcorn Movie vom Feinsten, und eine Fortsetzung mehr als wahrscheinlich.

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