Ein Betrüger und seine verführerische Partnerin werden vom FBI zur Mitarbeit gezwungen. Sie sollen korrupte Politiker entlarven. Der Bürgermeister von New Jersey, Carmine Polito, steht ganz oben auf der Abschussliste. Ein perfekter Plan, wenn da nicht Rosayln, die Frau von Betrüger Irvin Rosenfeld wäre. Sie gefährdet die Aktion - durch ihr Geplapper.
Rückkehr des Dreamteams
«American Hustle» wurde von David O. Russell realisiert, der vergangenes Jahr mit «Silver Linings Playbook» einen, wie ich meine, überschätzten Film auf die Leinwand gebracht hat. «American Hustle» ist da ein anderes Kaliber. Der Film erinnert ab der ersten Minute an Martin Scorseses Gangster-Epen «Goodfellas» und «Casino». Das liegt nicht nur an der Erzählstimme, sondern auch daran, dass es ein Sittengemälde ist.
Am Anfang des Films steht die Tafel mit den Worten, «Some of this actually happened». Tatsächlich basiert das Drehbuch auf wahren Ereignissen. In den 70ern lancierte das FBI die Operation «Abscam» mit dem Ziel, korrupte Politiker auffliegen zu lassen. Geleitet wurde die Operation von einem verurteilten Trickbetrüger. Waren zuvor in der 200-jährigen Kongressgeschichte gerade Mal zehn Abgeordnete der Korruption überführt worden, führte «Abscam» zur Anklage gegen fünf weitere.
Die 70er-Jahre in dunkelbraunorange
In diesem faszinierenden Schelmenstück von epischer Länge ist kaum etwas ernstzunehmen. Regisseur David O. Russell versammelt die Schauspieler auf dem Set, die ihm in den vergangenen Jahren Glück gebracht haben, um den 70er-Jahren seine Hommage zu erweisen. «American Hustle» ist eine Stilübung. Der Regisseur lässt sich von einer wahren Geschichte inspirieren um daraus ein Märchen zu konstruieren, das Mainstream tauglich ist.
Liebevoll verzichtet die Rekonstruktion der 70er auf kein einziges Kitschelement, sondern suhlt sich im Dunkelbraunorange der Innen-Einrichtung, den Schlaghosen, den viel zu engsitzenden Jäckchen und den bis zum Bauchnabel geöffnetem Hemd, das der weiblichen Brust und dem männlichen Brustpelz keinen Einhalt gebietet. Ein optischer LSD-Trip.
Die schauspielerische Leistung überzeugt, ...
Der Film lebt von der Leichtigkeit der Erzählung und der Sorgfalt, mit der die vielleicht vorhersehbaren, aber glaubhaften Herzensangelegenheiten der Protagonisten abgehandelt werden. Die Geschichte ist dabei nicht immer nachvollziehbar. Aber die häufigen humorvollen Klammern und der hohe Rhythmus reichen, um den Zuschauer von den allzu wirren Betrugsmechanismen abzulenken, in die die Protagonisten verwickelt sind.
Sehenswert ist «American Hustle» allein schon wegen der Hauptdarsteller, die in einem Masse «over the top» spielen, wie es nur sehr talentierte Schauspieler können. Christian Bale (Betrüger Rosenfeld) übertrifft seine Mitspieler an Charisma und Können um einen Hauch, Bradley Cooper (FBI-Agent DiMaso) platziert sich am Ende des Feldes – überraschend? Nein. Der lockige Cooper punktet wieder einmal mehr mit seinem Aussehen, als mit schauspielerischem Können.
... aber die Geschichte nicht.
Das Zusammenspiel der Protagonisten erlaubt es, gut gelaunt bis zum Abspann dabei zu bleiben, obwohl das Ende trivial und nicht besonders überzeugend ist. Da der Film nichts weiter will als zu unterhalten, bietet er die Gelegenheit, sich ohne Tücke zweieinhalb Stunden vom Alltag zu verabschieden.