Marthe Keller spielt Martha, eine Deutsche, welche seit Jahrzehnten auf Ibiza lebt (in einem Haus notabene, das man aus einem der ersten Filme des Regisseurs Barbet Schroeder kennt). Aufgrund der Nazigräuel weigert sie sich, jemals wieder Deutsch zu sprechen.
Bis sie auf einen neuen Nachbarn trifft, einen hoffnungsvollen, sehr jungen DJ aus Deutschland (Max Riemelt). Seine Unbekümmertheit gefällt ihr. Dann bekommt er allerdings Besuch von seiner Mutter und seinem Grossvater (Bruno Ganz). Und da lässt Martha nicht locker, bis der Grossvater sich zum Mitläufertum und zu Feigheit bekennt.
Ein krudes Thesenstück
Das interessante Konzept funktioniert eine Weile. Die Annäherung des jungen Mannes an die ältere Frau wirkt lebendig – vor allem dank dem Charme und der Zurückhaltung von Marthe Keller.
Aber spätestens mit dem Auftritt von Bruno Ganz verkommt der Film zum krude illustrierten Thesenstück, bei dem man hin und wieder ein ungläubiges Lachen nicht unterdrücken kann.
Wieder im Gespräch
Doch zumindest wird der Film die gebürtige Baslerin Marthe Keller wieder ins Gespräch bringen. Die 70-Jährige hat eine bewegte Karriere hinter sich, und war in den 1970er-Jahren «unsere Schweizerin in Hollywood» gewesen. Für ihre Rolle in «Marathon Man» (1976) neben Dustin Hoffman wurde sie für einen Golden Globe als beste Nebendarstellerin nominiert. 1978 spielte sie in Billy Wilders «Fedora». Danach geriet ihre Karriere ins Wanken und Keller kam zurück nach Europa. Hier stand sie für deutsche, französische, italienische, und britische Produktionen vor der Kamera.
Heute ist sie mehrheitlich in französischsprachigen Filmen präsent, auch in Clint Eastwoods «Hereafter» (2010) spricht sie Französisch. In Richard Dindos essayistischer Romanverfilmung «Homo Faber: Drei Frauen» (Schweiz, 2015) bleibt sie gar völlig stumm. Und in «Amnesia» ist die Verweigerung ihrer Figur, sich in der deutschen Sprache auszudrücken, ein wesentlicher Teil des Plots.