Samstagnachmittag in Aarau. Eine bunt gemischte Gruppe von Menschen sammelt sich in der Altstadt. Eine Frau mit rotem Hut begrüsst sie. Carolina Fierz Brack wird den Anwesenden die Schauplätze der Serie «Der Bestatter» zeigen. Die Orte, wo der Bestatter Luc Conrad und die Kommissarin Anna-Maria Giovanoli Verbrecher jagen, gemeinsam essen – oder eben bestatten.
Die Führung «Auf den Spuren des Bestatters» gibt es seit Sommer 2014. «Sie kommen beim Publikum sehr gut an», sagt Carolina Fierz Brack, die für die Stadt arbeitet.
Eine wichtige Person fehlt
Zeit also, sich selbst auf das begehrte Abenteuer zu begeben. «Wo ist Mike Müller?», fragt ein junger Mann. Fierz Brack scheint diese Frage gewohnt zu sein. Müller sei nicht da, vertröstet sie. Und führt direkt zum ersten Drehort: dem Rathaus. Auf dem Weg dahin geht’s an Kommissarin Giovanolis Wohnung vorbei. Leider sieht man nur die Fassade ihres Heims, aber schon die begeistert den einen oder anderen Teilnehmer.
Im Rathaus weist Brack auf die Terrasse. Von da aus sieht man das Restaurant Halde. «Dort, wo die Kommissarin und Luc essen, bevor sie der charmante Kommissar aus der Romandie, gespielt von Carlos Leal, in der Zweisamkeit stört», erinnert Carolina Fierz Brack. Und die Führung bleibt gastronomisch. Die Crew durfte sich während der Drehzeit von einem lokalen Bier bedienen, erzählt sie stolz. Und damit ein bisschen Film-Set-Gefühl aufkomme, dürfe man sich das Gebräu zu Gemüte führen. Ein bisschen Werbung, geschickt verpackt.
Und nach einer Abstecher zu einem Möbelgeschäft – im «Bestatter» eine Modelagentur – und dem Spital, wo in der Serie eine dubiose Ärtzin Organhandel betreibt, geht's endlich dahin, wo Luc Conrads Kunden ihre ewige Ruhe finden.
«Ständig diese Kirchenglocken»
Eigene Särge habe die Crew mitbringen müssen. Und wegen der vielen Kirchenglocken musste der Regisseur die Aufnahmen ständig unterbrechen, erzählt Fierz Brack auf dem Friedhof. Die Gruppe lacht – die Anekdoten und auch die Schauplätze kommen an. Doch was hat diese Menschen nach Aarau geführt? Warum finden sie den «Bestatter» toll?
«‹Der Bestatter› ist gut gespielt, authentisch und nicht brutal und vor allem nicht sexistisch», erklärt eine ältere Dame, die aus Luzern angereist ist. «Es ist schön, wenn man die Orte aus der Serie auch mal in Echt betrachten kann», sagt ein Mann aus der Region Zürich. Doch manchmal ist das Echte eben doch nur Fassade.
Zum Beispiel beim Hotel Argovia beziehungsweise Hotel Adria im «Bestatter». Dort, wo dubiose Organoperationen unternommen werden. Hier dient lediglich das Äussere, das Innere stammt aus den Flumserbergen. Und doch gibt es einen Ort, der 100-prozentig authentisch ist.
Keinen Döner umsonst
Ömers Imbiss ist schon seit 30 Jahren in Aarau. Auch Polizist Dörig und Conrad nehmen in der Serie einen Döner zu sich. Sie hätten ihn sogar bezahlt und ihm Trinkgeld gegeben. Stars ohne Allüren seien die beiden, habe der Imbissbesitzer den Aarauern immer wieder erzählt. Und auch heute ist der Türke da – und bedient zwar Kunden, aber keine Filmsternchen.
Mit einem blutigen Abschluss endet dann die Entdeckungstour rund um «Den Bestatter»: In der Vinothek, in der die Folge «Stierebluet» spielt, serviert der Weinhändler der Gruppe ein Gläschen des gleichnamigen Weins. Der Bestatter kann also auch seinen eigenen Wein ausweisen. «Empfehlenswert» und «mal etwas anderes» sind die Urteile bei der Weindegustation zur Führung. Und hier – so hat man den Eindruck – spricht nicht das «Stierebluet», das der Weinhändler für 25 Franken verkauft. Die Aargauer: Sie scheinen ihren «Bestatter» zu mögen – und wissen auch, wie sie ihn richtig vermarkten können.