Germain (Gérard Depardieu) war schon als Kind leicht übergewichtig und wurde von allen als Dummkopf verspottet. Seiner alleinerziehenden Mutter (Claire Maurier) war er auch immer nur im Weg. Nun lebt der schwergewichtige Gelegenheitsarbeiter in einem Wohnwagen auf dem Grundstück seiner immer bösartiger werdenden Mutter und zieht dort Gemüse. Seine Freunde im Bistro schätzen sein grosses Herz, belächeln aber auch immer wieder seine ungebildete Tollpatschigkeit.
Die Welt der Buchstaben
Während seiner Mittagspausen im Park lernt Germain die zierliche alte Dame Margueritte (Gisèle Casadesus) kennen. Die gebildete und charmante 95-Jährige beginnt dem funktionalen Analphabeten aus Büchern vorzulesen und eröffnet ihm damit eine neue Welt. Germain gewinnt Selbstvertrauen. Für Margueritte sind die Treffen mit Germain eine willkommene Abwechslung vom Leben im Altersheim. Als Germain erfährt, dass die alte Dame langsam ihr Augenlicht verliert, will er unbedingt selbst lesen lernen, damit er ihr eines Tages aus ihren geliebten Büchern vorlesen kann.
Tag für Tag ein Rendez-vous
Eigentlich ist die Geschichte zwischen dem liebenswürdigen funktionalen Analphabeten Germain und der alten Dame eine Liebesgeschichte. Die beiden treffen sich täglich - wie zu einem Rendez-vous - auf einer Parkbank, um Tauben zu zählen und Bücher zu lesen. Die Rolle des gutmütigen schwergewichtigen Proleten in Latzhose scheint Gérard Depardieu wie auf den Leib geschrieben, doch die 1914 geborene Schauspielerin Gisèle Casadesus ist der heimliche Star des Filmes. Die melancholische kleine Komödie basiert auf dem gleichnamigen Roman der französischen Schriftstellerin Marie-Sabine Roger.
Depardieu zählt schon sehr lange zu den grossen Stars des französischen Kinos. Neben seinen Obelix-Rollen hat sich der Charakterdarsteller auch immer wieder um kleine charmante Filme wie Jean Beckers «Das Labyrinth der Wörter» bemüht. Zuletzt sorgte Depardieu mit seiner Rolle als Dominique Strauss-Kahn in «Welcome to New York» für Aufsehen.