Wenn ein europäischer Filmemacher einen Welthit landet, dann wird Hollywood hellhörig und holt ihn sich nach Kalifornien. So geschehen mit Niels Arden Oplev. Der dänische Regisseur hatte sich mit dem ersten Teil der Millennium-Trilogie «The Girl with the Dragon Tattoo» («Verblendung») einen Namen gemacht.
Zuvor war schon die Hauptdarstellerin seines Erfolgsfilmes, die Schwedin Noomi Rapace, dem Ruf nach Amerika gefolgt. Sie hat sich dort inzwischen erfolgreich etabliert, mit Rollen in «Sherlock Holmes: A Game of Shadows» oder «Prometheus». Nun sind Regisseur und Schauspielerin in «Dead Man Down» wieder vereint.
Liebe in schwierigen Zeiten
Der Kern der Geschichte: Beatrice (Noomi Rapace) ist eine Kosmetikerin, deren Gesicht seit einem Autounfall verunstaltet ist. Sie sinnt nach Rache. So auch der Gangster-Gehilfe Victor (Colin Farrell), dessen Familie vor seinen Augen erschossen wurde. Die beiden wohnen im selben Viertel und «begegnen» sich via Blickkontakt über den Balkon.
Anfänglich ist Victor für Beatrice ein Mittel zum Zweck: Er soll den Unfallverursacher für sie töten. Doch sie merkt bald, dass auch Victor seine eigenen Pläne in Sachen Rache verfolgt. Das verbindet die beiden, und eine berührende Liebesgeschichte beginnt.
«And Action!»
Rache, Mord und Totschlag – das schreit nach einem actiongeladenen Film. Und das ist «Dead Man Down» auf seine Weise auch. Brutalität wird hier aber gezielt und spärlich eingesetzt und wirkt gerade deshalb besonders stark. Die wenigen Actionszenen sind hervorragend gefilmt und heben sich vom üblichen Einheitsbrei ab. Die Wendungen und Rhythmuswechsel halten ziemlich auf Trab. Fans des geradlinigen, konventionellen Actionstreifens seien hiermit gewarnt.
Niels Arden Oplev ist Europäer und das erkennt man an seiner Bildsprache. Er setzt auf lange Kameraeinstellungen und lässt seinen Figuren Zeit, sich zu entwickeln. Das danken ihm die Darsteller mit hervorragenden Leistungen.
Damit sind nicht nur Colin Farrell und Noomi Rapace gemeint, sondern auch Schauspieler, die in Hollywood die ewig gleichen Nebenrollen besetzen, wie beispielsweise Terrence Howard («Iron Man»): Er spielt in «Dead Man Down» einen Gangsterboss und darf hier endlich zeigen, was er kann. Sogar kleinste Rollen sind spannend besetzt mit Isabelle Huppert und F. Murray Abraham («Amadeus»).
Amerika bleibt ratlos zurück
Das alles machte dem amerikanischen Publikum allerdings wenig Eindruck, der Film lief an den US-Kinokassen nicht allzu gut – zu düster sei er, so der Tenor. Mit Schuld an dem mässigen Erfolg war wohl auch die Werbung für «Dead Man Down»: Der Trailer besteht ausschliesslich aus Explosionen und Schiessereien – damit wird um das falsche Publikum geworben und das «richtige» abgeschreckt. Schade. Aber vielleicht werden die Europäer diesen europäischen Film «made in Hollywood» goutieren.