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Film & Serien «Delivery Man» – wenn das Sperma aus dem Labor kommt

Vince Vaughn kommt als «Delivery Man» unverhofft oft: 533 Kinder hat er als anonymer Samenspender gezeugt. Wie realistisch ist das? Der Mediziner Peter Fehr verhilft kinderlosen Paaren in der Schweiz zu Nachwuchs. Er hat sich die Hollywood-Komödie angeschaut. Und kommentiert.

Peter Fehr mag Filme. Insbesondere, wenn es sich darin um Nachwuchs von der Samenbank dreht. Er ist Reproduktionsmediziner. Und als solcher, sagt er mit einem Lächeln, seien Filme wie «Delivery Man» doch quasi Pflicht. Eine Samenbank treibt darin Schindluder mit einer Spende: Sagenhafte 533 Kinder werden mit den Spermien eines einzigen Samenspenders gezeugt. Peter Fehr kennt die Story. Und er hat das franko-kanadische Original «Starbuck» vom gleichen Regisseur, Ken Scott, auch gesehen.

Nicht viel teurer als ein Ikea-Sofa

Charmanter als das US-Remake «Delivery Man» fand er es. «Und subtiler. Nicht so hollywoodmässig übertrieben.» 2000 Franken bekommt ein Samenspender in seiner Klinik. «Als Entschädigung für seine Zeit. Acht bis zehn Mal muss er hierher kommen, verschiedene Blutentnahmen über sich ergehen lassen. Die Spermien, also die Spende selber, dürfen wir nicht bezahlen.» Dass einer Samenbank ein Missgeschick unterläuft, und sie den Überblick über ihren Bestand verliert, hält er für nahezu ausgeschlossen.

«Wir müssen circa vier Prozesse durchlaufen, bis man am richtigen Ort ist. So haben wir die absolute Kontrolle, welche Spermien man herausnimmt und auftaut.» Ausserdem ist die Anzahl Kinder pro Spender in der Schweiz auf acht beschränkt. Damit, wenigstens statistisch, die Gefahr von unwissentlichen Verwandten-Ehen ausgeschlossen werden kann. Schlappe 800 Franken kostet eine Insemination, nicht viel mehr als eine Botox-Behandlung oder ein kleines Ikea-Sofa.

Den Wunschkatalog gibt es nicht

Inseminieren darf Peter Fehr allerdings nur Frauen, die verheiratet sind und deren Partner zeugungsunfähig ist. Ein Konkubinat reicht nicht, auch alleinstehende oder lesbische Frauen darf er von Gesetzes wegen nicht behandeln. In der Schweiz. Andere Länder, andere Gesetze: In Spanien z.B. kann unverheirateten Frauen geholfen werden. Auch mit Schweizer Samen. Aber so etwas wie einen Katalog, aus dem der Spender nach den Bedürfnissen der Empfänger ausgesucht werden kann, existiert in Fehrs Klinik nicht.

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Allerdings schreibt das Schweizer Gesetz eine Übereinstimmung bei äusserlichen Merkmalen vor. Augenfarbe, Haarfarbe, Grösse, Gewicht und Statur des juristischen Vaters müssen mit jenen des Spenders übereinstimmen. Auch die Blutgruppe muss die gleiche sein. Damit nicht auf den ersten oder zweiten Blick ersichtlich ist, dass der juristische und der biologische Vater nicht identisch sind. Mit ihrer Volljährigkeit sind die Samenbank-Kinder berechtigt, die Identität ihres biologischen Vaters zu erfahren.

142 Kinder wollen ihren Daddy treffen

Bei jeder Geburt ist Fehrs Reproduktionsklinik verpflichtet, die Personalien von Mutter, Ziehvater und Spender zusammen mit der des Kindes an ein zentrales Register des Bundesamtes für Justiz zu liefern. Dorthin muss sich auch ein Kind wenden, das seinen biologischen Ursprung in Erfahrung bringen möchte. Der Spender kann ein Kennenlernen zwar verweigern. «Aber am Ende, denke ich, sitzt ein Kind am längeren Hebel, und es gelangt zu den Daten,» sagt Fehr. «Deshalb wurde dieses Register ja gemacht.» 142 Kinder wollen ihren Vater – ein und denselben – kennenlernen: Das ist auch die Ausgangslage in «Delivery Man».

Wer sich für die Thematik interessiert und eine Komödie sehen will, meint Peter Fehr, soll sich den Film anschauen. Ausserdem empfiehlt er «Switch», mit Jennifer Aniston, und «The Kids Are All Right», mit Julianne Moore und Mark Ruffalo. Und, ja, die Samenspende von Vince Vaughns «Delivery Man» hätte er aller Wahrscheinlichkeit nach in seiner Samenbank aufgenommen.

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