Fabio in Ausschnitten aus der Serie
Unvermittelt steht er vor der Tür. Bleichgesichtig und schwarz gekleidet bewirbt er sich auf die ausgeschriebene Stelle: der Praktikant Fabio Testi in der SRF Krimi-Serie «Der Bestatter».
Im Team des traditionell geführten Bestattungsinstituts von Luc Conrad (Mike Müller) fällt er aus dem Rahmen und das nicht nur wegen seiner Kleidung. Die Frage, ob er schon mal einen Toten gesehen habe, beantwortet er mit: «Ja, schon viele, im TV!» Es ist diese Unbedarftheit, mit der Fabio an das Thema Tod rangeht, die ihn so sympathisch macht.
Der junge Berner Schauspieler Reto Stalder begeisterte sich schnell für die Rolle. «Das Liebenswerte an der Figur hat mich gereizt. Fabio stellt sich nicht in den Vordergrund, sondern beobachtet leise das Geschehen. Mir gefällt, wie er die Wünsche der Leute erkennt und darauf eingeht.» Ob Grufti, Goth oder doch Emo, darüber mögen sich Szenekenner streiten. «Da gibt es viele Schattierungen. Fabio ist noch auf der Suche, sein Auftreten mit vielen Unsicherheiten verbunden. Dies drückt sich auch in seiner Kleidung aus.»
Kein Dr. Watson
Der Kriminalfilm ist Retos liebstes Genre im Fernsehen, seine Faszination gilt den Ermittlern. Die Hauptfigur der neuen SRF Krimiserie ist der Bestatter und ehemalige Kommissar Luc Conrad. Dieser trifft in seinen Ermittlungen immer wieder - meist unfreiwillig - auf seine frühere Partnerin Anna-Maria. Gemeinsam versuchen sie, die Wahrheit hinter dem Offensichtlichen herauszufinden. Ohne Fabio gelänge das oft nicht. Dieser hält Luc den Rücken frei, hilft ihm bei seinen Unternehmungen. Doch er ist kein klassischer Handlanger, kein Dr. Watson, der mit seinen treffenden Fragen Sherlocks Brillanz hervorhebt. Fabios Figur ist komplexer.
Schlüsselfigur zu einer anderen Welt
Die in «Der Bestatter» gezeigte Welt ist den meisten Zuschauern fremd. Für viele Menschen ist das Thema Tod mit Angst, Unsicherheit und Respekt verbunden. Die Serie zeigt Details aus dem Bestattungsumfeld, die im Alltag meist im Verborgenen bleiben.
Fabio Testi ist die Schlüsselfigur für den Zugang in diese Welt. Mit ihm lassen sich Dinge erklären. Er fragt nach, erklärt, zeigt, zweifelt. Fabios Fragen wie «Was ist Pietät?» regen zum Denken an.
«Sentimentale Socke»
Bei der Arbeit erfährt Fabio, bisher unverstanden und orientierungslos, zum ersten Mal Vertrauen. Er geht Luc zur Hand, unterstützt ihn und lernt von ihm. Und er hinterfragt ihn, beispielsweise, als Luc ihn für seine Ermittlungen zu manipulieren versucht.
Fabio durchschaut dieses Manöver und bietet Luc Paroli. Da legt er einmal die Zurückhaltung gegenüber dem Chef zurück und zeigt diesem die eigenen Schwächen auf.
Doch nicht nur Luc wird von dem jungen Fabio provoziert. Auch die biedere Erika (Suly Röthlisberger) wird durch den düster gekleideten, geschminkten jungen Mann in ihrem Weltbild gestört. Sie muss sich an die Erscheinung Fabios erst gewöhnen. Ihr Wohlwollen gegenüber Fabio hält sich in Grenzen, sie hält ihn für eine «sentimentale Socke».
Macht das Unkonventionelle möglich
Fabios Umgang mit den Toten und deren Angehörigen ist bisweilen unkonventionell. Sofern er es für richtig hält, handelt er auch mal der Tradition des Bestattungsinstituts zuwider. So auch, um einem unglücklichen Elternpaar den Wunsch nach einem speziellen Ritual für ihr totgeborenes Kind zu ermöglichen. Dazu nimmt er eine Fahrt im öffentlichen Bus mit dem Babysarg in Kauf, den irritierten Blicken der übrigen Fahrgäste ausgesetzt.
Die Figur des Fabio steht für die Jugend und die damit verbundene Unsicherheit. Seine Suche nach Sinn lädt den Zuschauer ein, sich mit Fragen rund um den Tod auseinanderzusetzen.