SRF: Sie machen in Ihrem Kurzfilm das Wallis zur autonomen Republik, die sich gegen Touristenströme wehrt. Nerven Sie Touristen?
Alain Kalbermatten: Nein, überhaupt nicht. Mir ging es darum, die Beziehung zwischen dem Wallis und dem Rest der Deutschschweiz auf die Schippe zu nehmen.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Als Walliser ist die Herkunft immer präsent. Wir haben in der Deutschschweiz so eine Art Sonderstatus und sind mit vielen Klischees behaftet. Diese blitzen auch im Film immer wieder auf. Die Walliser hingehen ärgern sich oft, wenn sie in politischen Angelegenheiten von Bern fremdbestimmt werden. Da dachte ich es wäre interessant, überspitzt das Szenario darzustellen: Das Wallis gegen den Rest der Schweiz.
Auf einer tieferen Ebene spielt der Film auch auf die politische Abschottung der Schweiz in Europa und die schweizerische Angst vor Überfremdung an. Diese auf das Wallis zu adaptieren war ebenfalls Teil meiner Ideenfindung. Doch sollte dieses eher tragische Thema nicht im Hauptfokus stehen.
Der Walliser SVP-Staatsrat Oskar Freysinger ist im Film als radikaler Touristenjäger zu sehen. Wie kam das zustande?
Oskar Freysinger ist ein Querkopf, den man in der ganzen Schweiz kennt, deshalb wollte ich ihn für diese Rolle haben. Auf meine Mailanfrage kam schon nach 15 Minuten seine Antwort, er sei dabei. Am Drehtag wurde er in einem fetten Audi A8 in den Wald chauffiert. Wir hatten eineinhalb Stunden Zeit für die Szene, anschliessend holte ihn sein Chauffeur wieder ab.
Waren die Protagonisten ausnahmslos eingeweiht?
Nein, nicht alle. Einerseits habe ich schon mit Schauspielern gearbeitet. Der Beamte der Republik Wallis, der bei der Autoverladestation Lötschberg den Touristen den Ausserschweizer-Kleber aufs Auto verpasst, war ein Schauspieler der Dorfbühne. Ihn instruierte ich grob über seine Rolle. Er ging dann aber ohne weitere Vorbereitung auf die wartenden Leute zu und improvisierte. Die Reisenden hingegen waren echte Touristen, die wir spontan beim Warten auf den Zug mit der Kamera überfielen.
Die Touristen waren im Glauben, sie würden zwecks Kontingentierung der Einreisenden ins Wallis registriert und bräuchten den Kleber, um am Goppenstein keine Probleme mit der Polizei zu kriegen. Haben Sie das vor ihrer Weiterreise aufgelöst?
Manchen konnten wir die Sache vor der Abreise noch erklären, andere hingegen sind uns entwischt, bevor wir die Situation auflösen konnten.
Es fahren also heute vielleicht immer noch Autos mit dem Kleber rum?
Ja, das kann sein (lacht). Ich würde mich freuen, wenn mir ein Auto mit dem Ausserschweizer-Kleber begegnen würde.