Lorelai: «Du warst sieben Stunden in einer Blechdose mit Leuten mit Tuberkulose, Diphterie, Krätze, Hummus-Dips, tollwütigen Hunden, Kindern unter Drogen, die dich attackieren und bestehlen.»
Rory: «Mit welcher Fluggesellschaft fliegst du denn?»
Lorelai: «Du solltest k.o. aussehen. Mit schlechter Frisur ‹I Dreamed a Dream› singen und dich an französische Hafenarbeiter verkaufen.»
Die Fortsetzung «Gilmore Girls – A Year in the Life» legt gleich mit Vollgas los. Bei diesen Pingpong-Dialogen im TGV-Tempo zwischen Mutter Lorelai und Tochter Rory fühlt man sich sofort zu Hause in der Wohlfühloase der «Gilmore-Girls»-Welt.
Diese spritzigen, intelligenten Dialoge waren ein Hauptmerkmal der Originalserie «Gilmore Girls» (2000 - 2007) und verantwortlich für ihren Erfolg. Aussergewöhnlich für die Comedy-Serie ist und war auch die Mutter-Tochter-Beziehung. Lorelai, die Mutter, ist eigentlich das Kind und ihre Tochter Rory die Erwachsene, die immer die richtigen Entscheidungen trifft.
Der Ort des Geschehens: Stars Hollow, ein verschlafenes, fiktives Städtchen im ländlichen Connecticut. Die Welt ist in Ordnung. Die Probleme die es dort gibt sind harmlos. Die Nachbarn sind liebevolle Freunde, die immer für einander da sind. Die Bewohner sind wie eine grosse Familie. Traditionen und soziale Dorfaktivitäten werden hier gross geschrieben. Stars Hollow verleiht der Serie ihren Charme.
«Gilmore Girls – A Year in the Life»
Die Fortsetzung schafft es von Anfang an diesen Charme mitzunehmen. Als Zuschauer fühlt man sich als würde man nach Jahren wieder seinen Lieblingspulli überziehen und sich sofort pudelwohl fühlen.
Die erste von vier Episoden spielt im Winter. Lorelai und Rory spazieren – natürlich mit einem Kaffeebecher – durch die perfekt weihnachtlich geschmückten Strassen des friedlichen Städtchens. Vorbei an altbekannten Protagonisten wie Kirk, Miss Patty und Diner Besitzer Luke. Die Mini-Serie ist in vier Jahreszeiten unterteilt und beginnt im Winter.
Rory ist gerade von London eingeflogen. Sie ist jetzt eine erfolgreiche Reporterin und jettet um die Welt. Sie ist nicht mehr das brave, schüchterne Mädchen. Sie lebt mit Logan – mit dem sie schon in der Original-Serie zusammen war – in einer offenen Beziehung und hat mindestens noch einen weiteren Freund. Ihre Mutter Lorelai hat sich nicht verändert. Sie besitzt immer noch das Independence Inn und lebt mit Luke zusammen.
Fazit
Die Episoden sind mit 90 Minuten doppelt so lang wie die Folgen des Originals. Dieser Rhythmus ist gewöhnungsbedürftig. Das Tempo ist zu Beginn sehr hoch, doch die Spannung lässt später etwas nach.
Die Serie lebt nach wie vor von der freundschaftlichen Mutter-Tochter-Beziehung und ihren rasanten Wortwechsel.
Ein Problem gibt es in der Neuauflage: Da Rory in London lebt, mussten die Drehbuchautoren Lösungen finden, sie immer wieder nach Stars Hollow zu bekommen.
Die Autoren sind an dieser Stelle gescheitert. Sie lassen Rory einfach immer wieder von England in die USA fliegen. Gefühlt drei Mal die Woche. Die Zeitabstände sind nicht klar und wirken teilweise etwas verwirrend.
Aber dank der grossartigen Dialoge und den vertrauten Protagonisten schaut man über diese kleinen Ungereimtheiten hinweg. Die Fortsetzung «Gilmore Girls – A Year in the Life» sollte man in kleinen Portionen geniessen, denn dann wirken die Highspeed-Konversationen zwischen Lorelai und Rory und die Streitdiskussionen zwischen Lorelai und ihrer Mutter am besten.