Sogenannte ehrliche Arbeit ist nichts für ihn. Parker ist ein professioneller Dieb, das ist sein Ding. Parker ist abgebrüht und eiskalt. Er vergeudet keine Zeit mit Emotionen. Er gerät nicht in Panik. Jede Armee und jeder Konzern wünscht sich einen Strategen und Logistiker wie ihn. Wenn es sein muss, bringt er auch mal jemanden um – kein Problem. Gewissensbisse und moralische Bedenken kennt der Verbrecher nicht, emotionslos verübt er seine Straftaten.
Parker, die zeitlose Figur
Die neueste Inkarnation von «Parker»
Dieser Kriminelle schlägt seit 46 Jahren seine Leser in den Bann. Unter dem Pseudonym Richard Stark schrieb der amerikanische Autor Donald E. Westlake zwischen 1962 und 2008 insgesamt 24 Romane über den Dieb. „Hunter“ hiess das erste Abenteuer von Parker und wurde bereits zweimal verfilmt: 1967 unter dem Titel „Point Blank“ mit Lee Marvin, 1999 mimte Mel Gibson den Dieb in „Payback“. Auch andere Romane wurden verfilmt. Die Figur ist zeitlos. Als hätte es die sexuelle und digitale Revolution nicht gegeben, verübt Parker seine Straftaten. Und das, ohne wie ein Anachronismus zu wirken: Gerade jetzt kommt der britische Action-Star Jason Statham als Parker in die Kinos.
Parker als Comic
Die gelungenste Bearbeitung der Parker-Geschichten in den letzten Jahren gelang dem bekannten Animationskünstler und Comiczeichner Darwyn Cooke: Der Amerikaner startete 2009 das Projekt, vier Parker-Romane aus den 60er Jahren als Graphic Novel herauszubringen. Drei sind bis jetzt erschienen. Sie sind Meisterwerke, die den Geist der Bücher und ihre Entstehungszeit perfekt wiedergeben.
Parker, der Verführer
Die Parker-Romane und Comics sind literarische Verführer. Ihr Held ist ein rustikaler Charmebolzen, der seinen Leser um den Finger wickelt. Der Leser bangt um ihn, wenn ein Raubzug schief geht, wenn ein Kumpan ihn verrät oder die Polizei ihm auf den Fersen ist. Der Leser ist auf Parkers Seite und wird zu seinem Komplizen. Dass er Staat und Gesellschaft verachtet, spielt keine Rolle. Der Leser findet gut, was Parker tut, leidet und lebt mit ihm, möchte ihm „Vorsicht!“ zurufen, wenn ein Gegner mit der Waffe auf ihn zielt.
Parker, der Arbeiter
Das Geheimnis von Parker liegt nicht nur darin, dass sich der Leser mit dem skrupellosen Verbrecher während der Lektüre verbrüdert, sondern weil der Dieb so verdammt unglamourös ist. Für seine Diebstähle muss der Mann richtig ackern. Parker verbringt viel Zeit mit denken, planen, akquirieren. Er fährt allein durch die Gegend, kontaktiert Komplizen und verhandelt mit Gangsterkollegen. Ständig muss er mit Betrug rechnen. Wenn etwas schief geht, gilt es der Polizei zu entkommen oder dem Gegner den Garaus zu machen. Ihm fliegt nichts zu. Parker ist kein Genie, kein Künstler, er ist ein bodenständiger Arbeiter, der wie der Leser sein Tagewerk diszipliniert und fokussiert verrichten muss. Das macht den Reiz von Parker aus. Der Leser könnte Parker sein – wenn da nicht die Todesgefahr und die Frage der Moral wären.