Zwei Männer geben sich demonstrativ die Hand und lächeln leicht gequält in die Kamera. Das übliche Souvenir eines Gipfeltreffens und nicht der Rede wert, könnte man meinen – aber nein, bei diesem Bild von 1970 ist alles etwas anders.
Der eine Mann auf dem Bild ist ein abgöttisch verehrter Entertainer, dessen Stern allerdings leicht am Sinken ist, der andere ein republikanischer US-Präsident, dem die Jungwähler seit dem Vietnamkrieg in Scharen davonlaufen: Elvis Presley und Richard Nixon.
Nixon fand's peinlich
Wer zwei und zwei zusammenzählen kann, durchschaut die vermeintliche Strategie hinter dem Foto schnell: Der steife Politiker verspricht sich etwas «Street Credibility» bei der Jugend, indem er sich neben einen Rock 'n' Roller stellt.
Letzterer wiederum dient das Shooting mit «Mr. President» zu dem, was zweifellos sein grösstes Hobby dieser Tage ist: Selbst-Ikonisierung. Doch war das wirklich alles so einfach?
Überliefert von dem wahren Treffen ist immerhin so viel: Der Initiant war Presley, weil er sich als kämpfender Patriot in Szene setzen wollte und sich vom Präsidenten ein Abzeichen der Drogenbekämpfungsbehörde versprach. Überliefert ist ebenfalls: Nixon fand diese ganze Aktion eher peinlich und hätte sie lieber abgeblasen.
Zwei Schauspieler in Hochform
Das ist natürlich ein Stoff, der sich für eine Komödie nicht nur anbietet, sondern der regelrecht danach schreit: Daher war dieser Film wohl nur eine Frage der Zeit.
Schauspieler Kevin Spacey als Nixon, das macht Sinn: Durch seine Rolle in «House of Cards» verfügt er bereits über präsidiale Erfahrung, zudem ist er ein brillanter Personen-Imitator, wie ein Video auf YouTube zeigt. Sein Nixon fällt entsprechend aus: mit rudernden Armen, mit rollendem Kopf, mit steifem Rücken und schnarrender Stimme.
Michael Shannon als Elvis hingegen: Darauf muss man erst einmal kommen. Der Schauspieler gleicht dem «King» nicht im geringsten, als Komödiant betritt er quasi Neuland und die leicht furchterregende Aura, für die er bekannt ist, scheint hier fehl am Platz.
Doch alles renkt sich ein: Elvis ist hier ein leicht paranoid gewordener, grössenwahnsinniger Waffennarr, der Washington mit dem Wilden Westen von Las Vegas verwechselt und FBI-Agent werden will. Das passt natürlich wie angegossen zu Shannon.
Situationskomik, keine Satire
Das Drehbuch zu «Elvis & Nixon» parodiert seine beiden Protagonisten, ohne sie derweil blosszustellen. Die Komik ergibt sich nur schon aus der bizarren Situation heraus, und es war ein weiser Entscheid, auf zusätzliche plumpe Gags zu verzichten: Schnell hätte aus dem Spielfilm ein überlanger TV-Sketch werden können, und nicht das differenzierte Lustspiel, das wir vor uns haben.
Die Kehrseite ist natürlich die: «Elvis & Nixon» ist längst nicht immer so komisch, wie er sein könnte. Doch nehmen wir den Film so, wie er ist: einfühlsam.
Dass man im Publikum tatsächlich Mitgefühl entwickelt für die beiden reaktionären, aufgeblasenen Machos, die ungefiltert über Kommunisten, Hippies und Kiffer ablästern.
Dieser Feinsinn ist sicher auch dem Umstand geschuldet, dass eine Frau am Drehbuch mitgeschrieben hat: Hanala Sagal. Und dass eine Frau Regie geführt hat: Liza Johnson. Zwei Namen, die man sich merken darf.
Kinostart: 14.07.2016