Was haben Sie von ihrer Grossmutter Anne-Marie Blanc mit auf den Weg bekommen?
Mona Petri: Das weiss ich nicht, das müssten andere sagen. Was mich geprägt und inspiriert hat, ist ihre Bescheidenheit. Und ihre Disziplin, die nie in Härte kippte, die Platz für Humor und Leichtigkeit gelassen hat. Ausserdem hatte sie eine Art von Würde, die nichts Elitäres hatte, sondern bodenständig und volkstümlich war. Das habe ich bewundert und versucht mitzunehmen.
Wie schwierig war oder ist es für Sie, aus dem Schatten von Anne-Marie Blanc zu treten?
Ich habe nie versucht, aus diesem Schatten herauszutreten. Dieser Schatten ist ja schön. Meine Grossmutter war ein unglaublich integrer Mensch und eine unglaublich integre Künstlerin. Ich kann sie nicht nachahmen, das würde nicht gelingen. Ebenso wenig Sinn macht es, sich krampfhaft absetzen zu wollen – das gibt nur schmale Lippen, also nichts Schönes. Ich kann nur versuchen mitzunehmen, was sie mir gegeben hat und damit meinen eigenen Weg gehen.
Das klingt nach einem entspannten Umgang. Wie haben Sie den erlernt?
In meiner Familie hat sich nie jemand für etwas Besseres gehalten. Am wenigsten meine Grossmutter. Als ich in meinen Anfängerjahren den Schweizer Filmpreis bekam, hiess es in meinem Umfeld: «Gut, aber heb nicht ab! Andere gehen jeden Tag ins Bergwerk.» Ich habe früh gelernt: Ruhm ist vergänglich und kein wirkliches Gütesiegel. Das zu wissen hilft.
Sie wollten eigentlich keine Schauspielerin werden. Warum haben Sie sich doch für das Metier ihrer Grossmutter Anne-Marie Blanc entschieden?
Ich habe zuerst ein Uni-Studium angefangen. Ich geriet jedoch in eine Sinnkrise, das führte mich an die Schauspielschule. Ich habe heimlich die Aufnahmeprüfung in Bern gemacht und meiner Familie nichts davon erzählt.
In Zürich habe ich mich nicht beworben, weil mein Vater früher da unterrichtet hatte. In Bern hat es dann auf Anhieb geklappt. Wenn ich damals nicht genommen worden wäre, weiss ich nicht, ob ich eine weitere Prüfung gemacht hätte.
Nach der abgeschlossenen Schauspielschule hatte ich dann das Glück, nie dafür kämpfen zu müssen, spielen zu dürfen.
Obwohl sie stolz sind auf Ihre berühmte Grossmutter, haben Sie auch einiges dafür getan, um dem Familien-Erbe das Gewicht zu nehmen?
Es war wichtig für mich, dass ich nach der Schauspiel-Ausbildung in Deutschland arbeiten und Erfahrungen machen konnte. Der Ruhm und die Aura meiner Familie enden ja an der Schweizer Grenze. Ich musste also nicht weit gehen und war sofort ein unbeschriebenes Blatt.
Dann habe ich auch mit Begeisterung den Familiennamen meines Mannes angenommen. Erstens, weil ich ihn schön finde und zweitens braucht es mit dem Nachnamen Petri schon mehr, um zu wissen, wer ich bin und aus welcher Familie ich komme.