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Film & Serien «Es wird mehr Roboter geben, weil wir Menschen das so wollen»

Der vierte Teil der «Transformers»-Reihe kommt in unsere Kinos. Wieder stehen selbstständig denkende und fühlende Roboter im Mittelpunkt. Was fasziniert den Menschen so an intelligenten Maschinenwesen? Ein Gespräch mit Rolf Pfeifer, Leiter der Fakultät für künstliche Intelligenz.

Rolf Pfeifer ist Leiter der Fakultät für künstliche Intelligenz an der Universität Zürich. Der 67-Jährige hat seinen Magister der Physik und Mathematik und seinen Doktorgrad in Computerwissenschaften an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich erworben. Wir haben ihn in seinem Büro an einem heissen Sommertag getroffen. Anlass des Treffens ist der Kinostart von «Transformers: Age of Extinction».

Es ist der vierte Teil der Filmreihe über gute Roboter, die mit den Menschen gegen böse Roboter kämpfen. Weltweit haben die drei Vorgänger-Filme 2,6 Milliarden Dollar eingespielt. Der neue Vierte brachte es allein am Startwochenende auf 100 Millionen Dollar. Regisseur ist Actionspezialist Michael Bay («The Rock», «Transformers 1-3»). Die menschliche Hauptrolle spielt Mark Wahlberg («The Fighter»). Er ist ein Freund der Autobots, den sympathischen Maschinenwesen mit Persönlichkeit und Seele. Wegen ihnen gehen die Menschen ins Kino.

Der vierte Teil der Roboter-Saga «Transformers » kommt in die Kinos und zeigt die ungebrochene Faszination des Menschen für künstliche Wesen mit künstlicher Intelligenz. Warum ist das so?

Rolf Pfeifer: Intelligenz nimmt einen unglaublich hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft ein. Eigentlich bereits seit Jahrtausenden. Denn die Menschen haben seit jeher versucht, menschenähnliche Figuren zu bauen. In der Robotik speziell fasziniert vor allem der Umstand, dass der Roboter in der realen Welt autonom existiert, eigenständig funktioniert. Das kann natürlich auch beängstigend sein, aber in erster Linie fasziniert es uns.

Wie sähe unsere heutige Welt ohne Roboter aus?

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Wir hätten alle unsere Annehmlichkeiten des Alltags nicht, wenn wir keine Roboter in der Fabrik hätten. Sie stellen schliesslich die ganze Unterhaltungselektronik, die Mobiltelefone und die Autos her. Die Maschinenwesen erleichtern und bereichern unser Leben. Ich denke, dass es immer mehr Roboter in unserem Umfeld geben wird. Weil wir Menschen das wollen.

Bedeuten mehr Roboter in der Arbeitswelt nicht einen Verlust an Arbeitsplätzen?

Kurzfristig betrachtet: Ja. Wenn ich in einen Betrieb gehe und die Arbeiter teilweise durch Fertigungsroboter ersetze, wären die dort beschäftigten Arbeitnehmer natürlich unnötig. Aber wenn man es in einem grösseren Kontext betrachtet, war es in der Vergangenheit noch nie so, dass durch Automatisierungen Arbeitsplätze verloren gingen. Im Gegenteil, es wurden sogar Arbeitsplätze geschaffen. Nehmen wir die ganze IT-Branche. Da gibt es heutzutage Jobs wie Webdesigner oder App-Entwickler, die früher unvorstellbar gewesen wären. Ein unglaublich kreatives, dynamisches Gebiet, für das man keine grossen Investitionen benötigt.

Roboter in den «Transformers»-Filmen basieren auf künstlicher Intelligenz und sind menschenähnlich. In welche Richtung gehen Ihre Forschungen?

Neben der Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz bei der industriellen Fertigung gibt es eine andere Entwicklung, die wir in der Forschung weiterfolgen. Das ist die sogenannte biologisch inspirierte Intelligenz. Dort geht es darum, Maschinen nach dem Vorbild von Mensch und Tier nachzubilden. Der Mensch ist ein unglaublich komplexes und ambivalentes Wesen. Umso mehr man sich damit befasst, umso grösser ist der Respekt davor, was die Evolution alles geleistet hat.

Darum befassen sich meine Forschungen nicht mit der klassischen Intelligenz. Die meisten sind immer noch der Ansicht, dass Intelligenz mit Rechenleistung gleichzusetzen sei. Ein Mensch aber besteht aus Haut, Muskeln und einem Gehirn. Wir müssen die ganzen Körperfunktionen nachbilden, evolutionstechnisch gesehen. Da sind Emotionen und Gefühle ein fester Bestandteil des menschlichen Organismus. Um auch nur einen kleinen Ansatz davon in einen Roboter reinzubringen: Davon sind wir noch sehr weit weg.

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