Inhalt
Dan Bongo möchte kein einsames Frauenherz in New York verwelken lassen. Vorausgesetzt, die Bezahlung stimmt. Doch eigentlich heisst der Möchtegern-Profi-Zuhälter Murray (Woody Allen), und ist ein alter, jüdischer Buchhändler, der gerade seinen Familienbetrieb schliessen musste. Die Inspiration für eine berufliche Neuorientierung bekommt er, als ihm seine Ärztin Dr. Parker (Sharon Stone) verrät, dass sie einen Lustknaben für eine Ménage-à-trois sucht. Spontan empfiehlt er seinen besten Freund. Doch Fioravante (John Turturro) will nichts von dem kuriosen Deal wissen. Geldsorgen zwingen den gutmütigen Floristen in die Rolle des Gigolos zu schlüpfen. Das Geschäft läuft – bis er sich verliebt.
Das stärkste Zitat
Sharon Stone spielt trocken und nüchtern die verbitterte Ehefrau Dr. Parker. Mit ihrer Freundin möchte sie einen Dreier versuchen. Selima (Sofìa Vergara), eine rassige Latina, ist neugierig auf deren potentiellen Spielgefährten:
«Wenn dieser Fioravante eine Glacékugel wäre. Welchen Geschmack hätte er?»
«Pistazie.»
«Hmm, Pistachio. Perfekt. Vielleicht sollte ich ihn auch mal vorher ausprobieren.»
Der Regisseur
Links zum Beitrag
Regie und Drehbuch stammen von John Turturro. Der hat sich bisher als renommierter Nebendarsteller einen Namen gemacht. Unvergesslich, sein Zeitlupen-Auftritt in «The Big Lebowski», als schmieriger «Bowling Jesus». Das breite Publikum kennt ihn als schusseligen Geheimagent Simmon aus der ersten «Transformers»-Trilogie. Doch neben seiner Schauspielkarriere ist er auch Drehbuchautor und hat sich bereits in «Romance and Cigarettes» als Regisseur bewiesen
Fakten die man wissen sollte
Fakt ist, dass sich im Presseheft zu «Fading Gigolo» eine Geschichte findet, die so klingt, als stamme sie direkt aus einem Woody Allen-Film und kann deshalb wohl nur ein PR-Märchen sein. Folgendes soll sich zugetragen haben: Woody habe seinen Friseur aufgesucht. Dieser sei nicht nur eine Schnittstelle für Spitzen und Tratsch gewesen. Denn der Friseur soll Woody über John Turturros Idee von «Fading Gigolo» erzählt haben. Nach einem gelungenen Haarschnitt habe sich Woody umgehend – von der Geschichte beeindruckt –, als Darsteller und Mentor angeboten. So weit, so unglaubwürdig. Denn Drehbuch-Ideen sind die bestgehüteten Geheimnisse der Filmindustrie. Diese soll ein New Yorker Friseur einfach so gewusst haben?
Das Urteil
«Fading Gigolo» ist der reinste Kultur-Clash, eine Hommage an den Melting Pot New York. Der ganze Grossstadt-Zirkus dreht sich um die Liebeleien und andere Luxusprobleme der besseren Schicht. Schön anzusehen, der bunte Schauspieler-Mix. Sharon Stone als gelangweilte und liebesbedürftige Upper-Class Lady mit ihrer sexhungrigen Latina Freundin, neckisch gespielt von Newcomerin Sofìa Vergara. Im Kontrast dazu, Johnny Depps Ex Vanessa Paradis als frigide Witwe eines Rabbis, die ihren zweiten Frühling erlebt. John Turturro: liebenswert als ruhiger, geheimnisvoller Gigolo. Und allen voran, das bekannteste, neurotische Plappermaul der Filmgeschichte: Woody Allen. Sein Einfluss ist unverkennbar. Aber «Fading Gigolo» ist nicht so tiefgründig, nicht so dramatisch wie seine Regiearbeiten. Doch der Film ist eine nette, kleine Komödie mit einem ganz eigenen Reiz.