Bei einem Familienessen muss sich der sechsjährige Cenk (Rafael Koussouris) Fragen zu seinem blauen Auge gefallen lassen. Dieses hat er sich bei einem Streit in der Schule zugezogen, wo es darum ging, dass er weder ein richtiger Türke noch ein richtiger Deutscher sei. Als daraufhin Cenks Grossvater Hüseyin (Vedat Erincin) verkündet, er habe in der Türkei ein Haus gekauft und wolle in den Sommerferien mit der ganzen Grossfamilie hinfahren, beginnt Cenks Cousine Canan (Aylin Tezel) dem Knaben die Familiengeschichte zu erzählen: Mitten im deutschen Wirtschaftswunder Anfang der 1960er-Jahre kommt Hüseyin Yilmaz (jung: Fahri Yardim) aus Anatolien ins Ruhrgebiet. Die Ehre, der millionste Gastarbeiter in Deutschland zu sein, verpasst er knapp, weil er einem Landsmann den Vortritt gewährt.
Culture-Clash
Bald darauf können seine Frau Fatma (jung: Demet Gül) und seine drei Kinder Hüseyin nach Deutschland folgen. Die Begegnung der Kulturen gleicht einem Frontalzusammenstoss. Die Familie staunt über den deutschen Schlager, die kehlkopfbetonte Sprache, die sonderbaren Toiletten, über schwere Schweinefleischgerichte, Weihnachtsrituale und am allermeisten über die barbarische Religion, in deren Mittelpunkt ein brutal gekreuzigter und blutender Mann steht. Doch langsam, aber sicher leben sich Hüseyin, Fatma (Lilay Huser) und ihre Nachkommen in Deutschland ein. Fatmas Triumph ist der Tag, an dem die Familie den deutschen Pass bekommt. Doch Hüseyin zieht es in die Heimat. Als seine Kinder und Enkel tatsächlich geschlossen mit ihm in die Türkei fahren, beginnt für die Grossfamilie eine Reise voller Erinnerungen, Streitereien und Versöhnungen - bis der Ausflug eine unerwartete Wendung nimmt.
Ausgezeichnetes Erstlingswerk
«Almanya» ist das Spielfilm-Début von Nesrin und Yasemin Samdereli. Die beiden türkischstämmigen Schwestern wurden für ihren Erstling mehrfach ausgezeichnet und mit einem riesigen Publikumsinteresse belohnt. In Deutschland haben sich über 1,4 Millionen Menschen die gelungene Tragikomödie, die konsequent aus der Sicht der Einwanderer erzählt, angeschaut.
Eine Komödie für den Zusammenhalt
Auch die Kritiker waren des Lobes voll. «Die politische Komödie 'Almanya' wird für das Verhältnis zwischen Deutschdeutschen und Deutschtürken ungefähr das leisten, was 'Good Bye, Lenin!' für Ostdeutsche und Westdeutsche geschafft hat. Man wird gemeinsam lachen», sagte etwa «Tagesspiegel»-Autor Harald Martenstein, und der «Film-Dienst» bemerkte lakonisch: «Fatih Akin hat weibliche Konkurrenz bekommen».