Der Film recherchiert verschüttete Zeichen der Alpmagie und erinnert an die eigenen Mythen und Totengeister. Er entführt in eine traumartige Wirklichkeit, das rätselhafte Land der armen Seelen. Die Spannung zwischen vorchristlichen Traditionen und strengem Katholizismus wird augenfällig, wenn im Stift Beromünster aufmüpfige arme Seelen mit einer Messe besänftigt werden, sich der Priester aber ausdrücklich von der Rolle des Dämonenaustreibers distanziert. Aber auch er kann von Begegnungen mit armen Seelen berichten. In seiner Kindheit seien ihm Silhouetten erschienen, und einmal habe eine Gestalt ihre Hand auf seine Hände gelegt. Eiskalt sei sie gewesen, und er habe sich sehr gefürchtet.
«Das isch e armi Seel, wo mues wandle...»
Eine Entlebucher Bäuerin erzählt, dass sie jeweils «e gruusigi Angscht» gehabt habe. Beim Chappeli habe sie ein geisterhaftes Wesen gesehen, einen Mann, «de isch so ghocket», schwarz gekleidet. Ein Kapuziner habe sie beruhigt: «Säg nüt zu dem! Das isch e armi Seel, wo mues wandle. Die tuet dir nüt zleid. Tue öppis bätte und lauf!»
Vielleicht ist es wahr, dass der Mensch nach seinem Tod weiterlebt und über sein Erden leben Rechenschaft abgeben muss, dass ein Sünder für seine nicht bereuten Untaten zu büssen hat. Vielleicht ist es Einbildung, Aberglaube. Wie auch immer: Der Glaube an ein Leben nach dem Tod, magisches Denken und täglicher Umgang mit der Geisterwelt gehörte über Jahrhunderte zur kulturellen Identität der Schweiz.