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Filmszene: Boehm hantiert mit einer Filmkamera
Legende: Mordwaffe Filmkamera: Karlheinz Böhm als Mark Lewis Copyright SRF/Studiocanal

Film & Serien Film-Tipp des Tages: Augen der Angst

Vom «film maudit» zum Meilenstein des Psychothrillers: In «Peeping Tom» (Originaltitel) beweist Karlheinz Böhm, dass er mehr konnte, als man ihn in «Sissi» zeigen liess. SRF 1 zeigt den Film in Gedenken an den am Donnerstag verstorbenen Schauspieler.

Mark Lewis (Karlheinz Böhm) arbeitet als Kameramann in einem Filmstudio und verdient sich ein Zubrot mit der Herstellung erotischer Fotografien. Er wirkt wie der sprichwörtliche nette junge Herr von nebenan – doch tatsächlich ist er ein mörderischer, perverser Psychopath. Die Mordwaffe ist seine Filmkamera, in deren Stativ er ein Stilett eingebaut hat. Damit bringt er junge Frauen um, während er ihre Todesangst gleichzeitig filmt.

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Freitagnacht um 00:05 Uhr auf SRF 1.

Erst als er sich in seine Untermieterin Helen (Anna Massey) verliebt, kommt sein schreckliches Geheimnis ans Licht. Mark ist in seiner Kindheit geistig und seelisch schwer geschädigt worden, weil er seinem Vater, einem Hobbywissenschaftler, als Versuchskaninchen für dessen Experimente über eine «Psychologie der Angst» dienen musste.

Der Psychothriller «Peeping Tom» (wörtlich übersetzt: «Der Spanner») hat eine eigenartige Stellung in der Filmgeschichte. Als er 1960 – im gleichen Jahr wie Hitchcocks «Psycho» – in die Kinos kam, löste er einen Skandal aus und ruinierte die Karrieren des zuvor gefeierten Regisseurs Michael Powell. Hauptdarsteller Karlheinz Böhm, der am 29. Mai 2014 im Alter von 86 Jahren verstorben ist, löste sich – viel radikaler als gedacht – von seinem Image aus den «Sissi»- und Heimatfilmen. Seine Verkörperung eines Serienkillers und «Snuff movie»-Herstellers als charmanter, sanftmütiger Typ verstörte die Sehgewohnheiten.

Das Publikum war zu dieser Zeit auch noch nicht bereit, auf Powells intelligente Reflexion einzugehen, die sich mit der Wechselwirkung zwischen Film und Voyeurismus und dem Zusammenhang zwischen Schaulust und Gewalt befasst. In den USA wurde «Peeping Tom» ungekürzt erst 1979 – dank des Einsatzes des Powell-Verehrers Martin Scorsese – in einer restaurierten Fassung herausgebracht. Seither gilt er als Kultfilm im Genre des psychologischen Thrillers.

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