Im Kriegssommer 1942. Aus einem deutschen Transportzug, der durch die Schweiz fährt, kann eine kleine Gruppe fliehen. Angeführt wird sie von Judith Krüger (Tina Engel), deren Mann Hannes (Hans Diehl) als internierter Flüchtling schon in der Schweiz lebt, und vom desertierten Soldaten Karl Schneider (Gerd David).
Mit dabei sind ausserdem Lazar Opstrowskij (Curt Bois), ein alter Jude aus Wien, Judiths junger Bruder Olaf Landau (Martin Walz) sowie zwei Kinder, das Mädchen Gitty (Simone) und der französischsprachige Maurice (Laurent). Auf dem Gasthof der Familie Flückiger suchen sie Unterschlupf. Bäuerin Anna (Renate Steiger) ist wenig begeistert, ihr Mann Franz (Mathias Gnädinger) lässt gar den Dorfpolizisten rufen.
Mitgefühl überwiegt
Erst einmal werden die Flüchtlinge im Waschhäuschen untergebracht und versteckt. Anna sucht beim Dorfpfarrer (Klaus Steiger) Rat. Dort vernimmt sie, dass Deserteure sowie Eltern mit Kindern wohl nicht ausgewiesen würden.Das Mitgefühl obsiegt.
Gewaltsam wird aus dem verängstigten Trüppchen eine Familie mit Grossvater und Kindern geformt. Doch Landjäger Bigler (Michael Gempart) waltet buchstabentreu seines Amtes. Neben den Paragrafen aber hat die Mitmenschlichkeit keine Chance.
Vom Sachbuch zum Spielfilm
Mit seinem Sachbuch «Das Boot ist voll» hatte der Berner Schriftsteller Alfred A. Häsler 1967 für rege und notwendige Diskussionen gesorgt. Sein kritischer Blick auf die Schweiz während des Zweiten Weltkrieges und insbesondere auf ihre offizielle Flüchtlingspolitik bewegte die Gemüter.
1980 nahm Regisseur Markus Imhoof («More Than Honey»), der am 19. September seinen 75. Geburtstag feiern kann, Titel und Thema des Buches als Grundlage für einen Spielfilm, der ebenfalls viel zu reden gab.
Die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg und deren Haltung gegenüber jüdischen Verfolgten wurde so bereits 15 Jahre vor der Raubgold-Kontroverse, als die Schweizer Banken zur Herausgabe sogenannt herrenloser Vermögen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges faktisch gezwungen wurden, zum Thema.
Brandaktuell
Auch heute, angesichts der Flüchtlingskrise, bleibt Imhoofs «Das Boot ist voll» brandaktuell und plädiert eindrucksvoll für eine grosszügige Aufnahmepolitik, eine Haltung, die damals wie auch heute einen schweren Stand hat(te).
Schweizer Radio und Fernsehen zeigt den Film anlässlich des 75. Geburtstages von Regisseur Markus Imhoof in einer restaurierten Fassung in HD-Qualität.