Beiträge zu «Das Mädchen Wadjda»
Die ebenso temperamentvolle wie selbstbewusste elfjährige Wadjda (Waad Mohammed) lebt mit ihrer Mutter (Reem Abdullah) in Riad. Ihr grösster Traum ist es, das schöne grüne Velo zu besitzen, das sie jeden Tag vor einem Spielzeugladen auf ihrem Schulweg sieht. Dann könnte sie endlich mit ihrem besten Freund Abdullah (Abdullrahman Al Gohani) um die Wette fahren. Doch das Velofahren gilt in dem von strengen wahabitischen Traditionen geprägten Land für Mädchen als unschicklich.
Wadjdas Mutter ist eine fortschrittliche Frau: Sie arbeitet und ist faktisch alleinerziehend, weil ihr Mann, der sich einen Sohn wünscht, auf der Suche nach einer Zweitfrau ist. Doch den Wunsch nach einem Velo kann sie ihrer Tochter aus Rücksicht auf die Traditionen nicht erfüllen.
Erster komplett in Saudi-Arabien gedrehter Film
Wadjda lässt sich aber nicht von ihrem Traum abbringen und beginnt, mit dem Verkauf von Rock-Mixtapes auf dem Schulhof und mit kleinen Gefälligkeiten für Schulkolleginnen selber Geld zu verdienen. Doch ihre Geschäfte werden von der strengen Schulleiterin entdeckt und sofort unterbunden. Diese ist eine unerbittliche Verfechterin der traditionellen Werte. Wadjdas unkonventionelle Art und ihre westliche Kleidung unter der Abbaya sind ihr schon lange ein Dorn im Auge.
Der erste komplett in Saudi-Arabien gedrehte Film der Regisseurin Haifaa Al-Mansour, die am 25. Januar 2015 in «Sternstunde Philosophie» in einem Gespräch zu sehen war, ist ein kritisches Gesellschaftsporträt, das einen ungewöhnlichen Einblick in die stark reglementierte Lebenswelt saudischer Frauen gibt. Gleichzeitig ist es aber auch eine anrührende und mit viel Herzblut gespielte Geschichte einer Jugendlichen, die ihren Traum leben will. Delikatessen zeigt «Das Mädchen Wadjda» als Free-TV-Premiere.