«Der Gegenwart» ist mehr als ein Künstlerporträt. Denn Carlo E. Lischetti war Maler, Bildhauer, Videoartist, Aktionist, Performer und Wortjongleur. Immer wieder erfand er Wortspiele – und neue Berufe oder Berufungen wie «den Gegenwart», den er gleich selber verkörperte. Nun lassen Bernhard Nick und Stephan Ribi in ihrem Dokumentarfilm das Leben und Wirken des schillernden CEL wieder aufleben. Die Filmemacher beleuchten in Gesprächen mit seinen beiden Kindern Nora und Dario, alten Weggefährten wie Max Rüdlinger, Polo Hofer und Heinz Däpp die vielen Facetten des Künstlers.
Viele Projekte Lischettis scheiterten an der konservativen Umgebung. So eröffnete er seine Brunnenskulptur «keine Brunnenfigur» indem er in Ritterrüstung hinaufstieg und sich auszog. Er nannte das «Abrüstung». Im Volksmund heisst der Postgassbrunnen in Bern seither «Lischetti-Brunnen». Auch erfand er einen immerwährenden Kalender, der nur aus einem Blatt («Heute») besteht. «Ich bin mein Beruf» hiess 1998 sein erfolgreichstes Buch.
Berner Stadtrat
Nach einer Dekorateurlehre in Zürich zog Lischetti nach Bern wo er ab 1966 lebte. Sein «Laboratorium für angewandte Umweltgestaltung» war stadtbekannt. Und an seinem späteren «Büro Lischetti» hing ein Schild «Sie bleiben stehen und lesen jetzt was hier geschrieben steht ... na also» 1971 kandidierte Lischetti mit Polo Hofer auf der Liste 9 «Härdlütli» für den Berner Stadtrat und wurde gewählt. Seine Motionen, darunter wegweisende, wie die Forderung nach Namensschildern für die Polizisten, blieben allerdings chancenlos.
Carlo E Lischetti starb 2005 an «Nulosevose», wie seine Angehörigen damals mitteilten. Die Krankheit «Nulosevose» (Nutzlose Selbstvorwurf-Seuche) hat Lischetti 1995 selber erfunden.