Seit ihr Mann gestorben ist, hat Martha (Stephanie Glaser) die Lebensfreude verloren. Im Emmentaler Dorf Trub macht man sich Sorgen. Ihre Freundinnen Lisi (Heidi Maria Glössner), Hanni (Monica Gubser) und Frieda (Annemarie Düringer) wollen Martha aufmuntern und schlagen ihr vor, sich einen alten Traum zu erfüllen. Dass die Idee bei Martha solchen Anklang findet, hätten sie nie gedacht. Die 80jährige Schneiderin eröffnet kurzerhand eine eigene Lingerie-Boutique. Als das Dorf davon erfährt, ist es vorbei mit der Ordnung.
Der Pfarrer von Trub, Marthas Sohn Walter (Hanspeter Müller-Drossaart), hält ihr eine Strafpredigt. In ihrem Alter soll sie etwas Sinnvolles machen, keine Reizwäsche. Aber die neue Lebenslust hat bereits auf Marthas Freundinnen übergegriffen. Hanni lässt sich von ihrem Sohn Fritz (Manfred Liechti), dem Sektionspräsidenten der konservativen Land- und Leutepartei, nicht länger herumschubsen, Frieda entwickelt neue Aktivitäten im Altersheim, und auch Lisi blüht auf. Als das kantonale Chorfest mit vielen Besuchern im Dorf näher rückt, ist klar: Die sündige Lingerieboutique muss weg.
Bettina Oberlis Grossmutter diente als Vorbild
Im Frühjahr 2003 lag eine erste Ideenskizze mit der Geschichte einer mutigen alten Dame im Emmental vor. Niemand hätte damals gedacht, dass der fertige Film dereinst die ganze Schweiz begeistern würde. Die junge Regisseurin Bettina Oberli hatte sich ihre Grossmutter als Vorbild genommen. Sie war beeindruckt von deren Lebensenergie und wollte sie weitergeben. Eröffnete Martha in den ersten Drehbuchfassungen noch ein Café, so kam bald die Idee mit der selbst geschneiderten Spitzenwäsche. Fielen am Anfang noch Besetzungsvorschläge wie Ursula Andress, so hatte man bald das kleine, feine Cast aus Stephanie Glaser, Heidi Maria Glössner, Monica Gubser und Annemarie Düringer beieinander.
Die Dreharbeiten im Emmental verliefen so chaotisch wie üblich. Kurz zuvor hatten Hochwasser die Hauptstrasse unterhalb von Trub mitgerissen, und so musste der Verkehr über das Dorf umgeleitet werden. Immer wieder wurden die Dreharbeiten im Freien unterbrochen, um den gestauten Verkehr passieren zu lassen
Der grosse Siegeszug des Filmes begann mit seiner Premiere auf der Piazza am Filmfestival in Locarno. Stephanie Glaser erhielt einen Spezial-Leoparden für ihr Lebenswerk, und das Publikum erhob sich nach der Vorführung, um ihr zu applaudieren
Für Regisseurin Bettina Oberli ist ihr Zweitling ein moderner Heimatfilm. Sie arbeitet deshalb auch mit der alten Garde grosser Schweizer Schauspielerinnen, allen voran mit Stephanie Glaser. Einer ganzen Generation ist diese als Tante Elise aus dem «Teleboy» bekannt. Aber sie arbeitete bereits 1955 mit Kurt Früh («Wachmeister Wäckerli») und Franz Schnyder («Uli der Pächter», «Uli der Knecht») zusammen. Annemarie Düringer ging nach den 1950er-Jahren ans Burgtheater Wien und hat dort in zahlreichen Klassikern und zeitgenössischen Stücken gespielt. Heidi Maria Glössner ist seit Jahren am Stadtheater Bern engagiert und war in letzter Zeit immer wieder in Schweizer Filmen zu sehen, unter anderen in «Handyman». Monica Gubser hat nach einer längeren Familienpause 1985 wieder mit dem Schauspielern begonnen. Sie spielte in der SF-Soap «Lüthi und Blanc» und im Fernsehfilm «Lago Mio». Mit Hanspeter Müller-Drossaart ist einer der grossen Schauspieler der heutigen Garde mit von der Partie. Er brillierte unter anderem in «Grounding» und «Cannabis».