Schon äusserlich ein Paradiesvogel, macht das Innenleben von Poppy (Sally Hawkins) sie endgültig zur Ausnahmeerscheinung. Die Londoner Primarlehrerin ist von dermassen überbordender Fröhlichkeit und in jeder Lebenslage so unverzagt, dass man an ihrer geistigen Gesundheit zweifeln möchte. Als ihr geliebtes Velo gestohlen wird, konstatiert die Optimistin lapidar, dass sie sich gar nicht von ihm hat verabschieden können. Ihr Vorhaben, Autofahren zu lernen, führt Poppy mit Scott (Eddie Marsan) zusammen, einem missmutigen Fahrlehrer mit rigider Methodik – und damit ihr denkbar krassestes Gegenstück. Poppy nimmt die undankbare Aufgabe auf sich, Scott vor Augen zu führen, dass die Welt so schlecht nicht ist. Damit löst sie beim verbitterten Choleriker tatsächlich etwas aus. Scott ist von Poppy zusehends angetan – eine zum Scheitern verurteilte Verbindung, hat Poppy sich doch ihrerseits in einen charmanten Sozialarbeiter verliebt.
Über den Film
Der Film, das ist in «Happy-Go-Lucky» voll und ganz die unnachahmliche Poppy, wie sie frei von einer Handlung im engeren Sinne durch das Geschehen tänzelt und ihre Mitmenschen mit einer Fröhlichkeit anzustecken sucht, die man pathologisch nennen kann. Mike Leighs leichtfüssigster Film, seine erste waschechte Komödie sogar, wurde «Happy-Go-Lucky» mitunter genannt. Gegen dieses Urteil verwahrte der britische Meister des sozialbewussten Kinos sich, steckt doch in seinem düstersten Drama noch ein Fünklein Humor.
Vor allem: Poppys verrückte Heiterkeit ist nicht grundlos, und wie sie sich dem vor unterdrückter Wut brodelnden Fahrlehrer Scott erklärt, ist eine Szene für die Ewigkeit. Mit einem leicht zu unterschätzenden Parforce-Auftritt gelang Sally Hawkins, seit Jahren schon in Mike Leighs Ensemble und unter anderem in «Vera Drake» zu sehen, mehr als nur ein Durchbruch – nämlich in einer Filmfigur restlos zu verschwinden, die zu den unverwechselbarsten des Jahrzehnts gehört. Am Berliner Filmfestival wurde Sally Hawkins für ihren grandiosen Auftritt preisgekrönt.