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Eine Frau mit einer grünen Maske schreitet durch eine Tiefgarage mit Limousinen.
Legende: Edith Scob als Céline SRF/Pierre Grise Productions

Film & Serien Film-Tipp des Tages: «Holy Motors»

Leos Carax lässt den mysteriösen Monsieur Oscar in der Gestalt unterschiedlicher Figuren durch Paris driften. Als Ausgangspunkt dient dem Geschäftsmann dabei seine Strechlimousine, aus der heraus er in den Alltag der französischen Metropole einbricht.

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Donnerstagnacht um 00:15 Uhr auf SRF 1.

Monsieur Oscar (Denis Lavant), ein augenscheinlich erfolgreicher Pariser Geschäftsmann, verabschiedet nach einer Nacht voller unruhiger Träume von seiner Familie, um sich in die von seiner Chauffeuse Céline (Édith Scob) gesteuerte Strechlimousine zu setzen. Die Luxuskarosse fährt los und bewegt sich mehr oder weniger zielgerichtet durch die französische Metropole.

Während er mit Céline ein belangloses Gespräch führen, verwandelt sich Oscar hinten im Wagen in eine erste jener Figuren, deren Leben Oscar – parallel zu seinem «offiziellen» – auch noch zu führen scheint. In Folge begleitet man Monsieur Oscar einen Tag lang durch die Leben verschiedener, mehr oder weniger surrealer Charaktere.

Erotisches Monster

Das eine Mal verkleidet er sich als Bettlerin, dann wieder als Tänzer in einem erotischen Motion-Capture-Ballett, später wird er zum «Monsieur Merde», der als eine Art Monster den Friedhof Père Lachaise heimsucht, sich dort an Trauergestecken sattfrisst, ein Fotoshooting stört und das Model Kay M. (Eva Mendes) in die Pariser Unterwelt entführt. Schliesslich ist er auch noch Vater einer Teenagertochter und Auftragsmörder, der Jagd auf sich selber macht.

Lichtjahre entfernt von jeder konventionellen Handlung schuf Leos Carax mit «Holy Motors» einen Film, der einer Traumlogik folgend schliesslich, wie er selber sagt, in einen «halluzinatorischen Plot» mündet. So wild wie er Identitäten und Persönlichkeiten durcheinanderwirft, so unfassbar ist der Stilmix, mit dem Carax seine ganz persönliche Geschichte des Kinos zeichnet. Das sei «eine wilde und groteske Feier des Kinos, die im Grunde jede Zusammenfassung sprengt und eigentlich nur gesehen und nicht beschrieben werden kann» schrieb der Kritiker von «Kino-Zeit» und bezeichnete «Holy Motors» als «schön-hässliches Liebesgedicht an das Kino».

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