Wenn Marta Baumgartner ihre Lebensgeschichte erzählt, sprüht sie vor Charme und Lebensfreude. Sie kann selbst fast nicht glauben, was ihr alles widerfahren ist, ihr im hohen Alter neuen Lebensinhalt gebracht hat und wie sich ihre Geschichte in Cluny im Burgund auch heute noch weiterentwickelt – keine Spur von Altersmüdigkeit. Die Geschichten sprudeln aus ihr heraus, und sie wird zum jungen Mädchen, wenn sie vom Anfang erzählt, von der Geschichte ihrer grossen Liebe.
Marta, ist noch nicht ganz 18, als sie sich 1940 in Albert Schmitt, einen französischen Leutnant, verliebt. Der Zweite Weltkrieg hat die beiden Liebenden schicksalhaft zusammengeführt. Doch der Krieg verhindert in der Folge auf dramatische Weise die Erfüllung ihrer Heiratspläne. Denn Albert fällt 1944 als Résistance-Kämpfer in Cluny im Burgund und wird damit zum Kriegshelden. Martas Welt bricht zusammen.
Fast 70 Jahre später nimmt sie den Faden wieder auf und sucht nach den Spuren ihres ehemaligen Verlobten. Zu diesem Zeitpunkt lebt die betagte Solothurnerin, sie ist seit zwölf Jahren verwitwet, allein in ihrem Haus. Zwar kann sie sich immer noch eigenhändig um ihren Garten kümmern und den Haushalt führen. Zum Mittagessen geht sie stets ins naheliegende Café Mozart, wo niemand ihre Geschichte kennt. Höchstens wenn sie zum Einkaufen mit ihrem 40-jährigen Ford Taunus durch die Umgebung kurvt, erregt ihr Veteranenwagen ein wenig Aufsehen in der Nachbarschaft.
Symbolfigur gegen das Vergessen
Der Film dokumentiert Martas Liebesgeschichte mit Aufnahmen aus der Schweizer Filmwochenschau und ihrem eigenen Fotoarchiv. Da der Zweite Weltkrieg die Schweiz weitgehend verschont hat, erinnern sich heute nur noch wenige Menschen daran, dass 1940 ein grosses französisches Armeekorps mit mehr als 40'000 Soldaten hinter dem Jura einem deutschen Angriff entwich und in der Schweiz Zuflucht fand. So kam es, dass Marta den 25-jährigen Leutnant Albert Schmitt im Haus ihrer Tante in Leuzigen BE näher kennenlernte.
Parallel dazu erzählt der Film die überraschende Fortsetzung, die Martas Geschichte in der Gegenwart nimmt und sie zur Symbolfigur gegen das Vergessen macht. Zusammen mit ihrer besten Freundin begibt sie sich nach Cluny auf Spurensuche ihres einstigen Verlobten. Für die Bewohner von Cluny ist Martas Auftauchen eine kleine Sensation. Das Interesse an der Vergangenheit bringt neuen Schwung in die Schicksalsgemeinschaft der Menschen in Cluny, die im Zweiten Weltkrieg ebenfalls Angehörige verloren haben. Durch die Erinnerung dieser Zeitzeugen erhält der Film eine weitere Dimension. Aus den Begegnungen entstehen über die Landesgrenzen hinweg Freundschaften und Aktivitäten, die für alle Beteiligten eine aussergewöhnliche Bereicherung darstellen.