Die zehnjährige Gulistan (Senay Orak) und ihr jüngerer Bruder Firat (Muhammed Al) wachsen in Diyarbakir auf, einer Stadt im Herzen von Türkisch-Kurdistan. Ihr Vater (Alisan Önlü) gerät als regimekritischer Journalist ins Visier der paramilitärischen Todesschwadronen. Auf der Rückfahrt von einer Hochzeit erschiessen Unbekannte den Vater und die Mutter (Fahriye Celik) vor den Augen der Kinder.
Zunächst versucht die junge Tante Yekbun (Berivan Eminoglu), sich um die beiden traumatisierten Kinder und deren kleine Schwester im Babyalter zu kümmern. Doch auch Yekbun verschwindet spurlos, bevor sie eine Ausreise für die Kinder und sich selbst nach Schweden arrangieren kann.
Ein täglicher Überlebenskampf
Geduldig warten die Geschwister auf die Rückkehr ihrer Tante. Mittellos müssen sie ohne Wasser und Strom leben und den Hausrat verkaufen. Die Miete können sie längst nicht mehr zahlen. Schliesslich landen sie auf den Strassen Diyarbakirs.
Dort lernen sie die zwölfjährige Zelal (Suzan Ilir) und deren blinden Grossvater kennen, die sie in den täglichen Überlebenskampf einführen. Gulistan und Firat erkennen, dass viele andere Kinder in ihrem Alter ihr Schicksal teilen.
Familienvater und Todesschütze
Gulistan freundet sich mit der jungen Dilan (Berivan Ayaz) an, die als Prostituierte arbeitet. Mit Entsetzen entdeckt Gulistan eines Tages, dass einer von Dilans Freiern, Nuri Kaya (Hakan Karsak), der Mörder ihrer Eltern ist.
Gegenüber Kaya, einem offenbar liebevollen Familienvater und zugleich kaltblütigen Todesschützen, der unerkannt in der Kurdenstadt lebt, wird Gulistan von Gefühlen der Angst und Rache heimgesucht. Die Kinder beschliessen, nicht länger zu schweigen. Inspiriert von den Märchen, die ihnen ihre Mutter immer vorgelesen hatte, hecken die Strassenkinder von Diyarbakir einen Plan aus, um sich an dem Mörder zu rächen.
Die Aufarbeitung hat noch nicht stattgefunden
Die heutige türkische Regierung hat bei der politischen Lösung der Konflikte mit der kurdischen Minderheit grosse Fortschritte erzielt. Der inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan trägt seinerseits zum Verzicht der Rebellen auf Gewalt bei. Eine eigentliche Aufarbeitung des Bürgerkriegs und der Verfolgung der Kurden durch paramilitärische Einheiten in den 1990er-Jahren hat jedoch noch nicht stattgefunden.
Miraz Bezar, in Ankara geboren, in Deutschland aufgewachsen und an der Berliner Film- und Fernsehakademie ausgebildet, zog 2005 nach Diyarbakir, um sich in das Thema einzuarbeiten. In der heute noch vom Bürgerkrieg traumatisierten Hauptstadt von Türkisch-Kurdistan entwickelte er aufgrund von Begegnungen mit Betroffenen die Geschichte von «Min dît».
Produzent Fatih Akin
Die Kinder im Film sind allesamt Laiendarsteller, und Bezar finanzierte seinen Spielfilmerstling zunächst mit privaten Mitteln. Seine ersten abgedrehten Szenen bewogen den deutsch-türkischen Cineasten Fatih Akin («Gegen die Wand») dazu, als Produzent einzusteigen und das kühne Projekt fertigzustellen.
Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen an den Festivals von Istanbul, Hamburg, San Sebastián, Nürnberg und Den Haag gewann «Min dît» bei seiner bahnbrechenden Aufführung als erster kurdisch gesprochener Film am Festival von Antalya den Preis für das Beste Drehbuch.