Bill Maher, Star-Komiker mit eigener Late-Night-Show, versteht sich als Aufklärer, der mit sarkastischem Witz und knochentrockenem Humor den Mächtigen dieser Welt an den Karren fährt. Zu den Mächtigen zählt Maher auch die Vertreter von Gott auf Erden und so hat er sich einen ganzen Dokumentarfilm lang Zeit dafür genommen, die Religionen weltweit zu hinterfragen.
Ob Christentum, Islam, Judentum oder Scientology - keine dieser Denominationen besitzt für den Satiriker gegenüber der anderen eine höhere Glaubwürdigkeit. Für ihn sind es allesamt Wahnsysteme (Freud bezeichnete die Religion einmal «als universelle Zwangsneurose»), deren reale Macht aber todernst genommen werden müsse.
Zu wenig Ungläubige
Ein besonderes Augenmerk hält Maher auf sein Heimatland, die USA. Dort wird die Religionsfreiheit zwar sehr hochgehalten, Menschen aber, die frei von Religion sein wollen, können dort schnell Probleme bekommen. Die Gruppe der Ungläubigen, die nach verschiedenen Erhebungen immerhin 16 Prozent der US-Bevölkerung ausmacht, ist in den Augen des Satirikers vernünftig - aber völlig unterrepräsentiert. Er wolle dieser Minderheit eine Stimme geben, sagt Maher, ihnen und ihrer Skepsis.
Und so fragt er freundlich nach bei katholischen Priestern, bibeltreuen Neuevangelikalen, muslimischen Imamen, Scientologen und glaubensfesten Rabbinern. Aber auch das Fussvolk, beispielsweise religiöse Kiffer, sendungsbewusste Trucker und allerlei fundamentalistische Zeloten werden von Maher aufgesucht, und freundlich nach dem Sinn ihrer - seiner Lesart nach sinnlosen und bisweilen äusserst bizarren - religiösen Praktiken befragt.
«Borat» führte Regie
Bill Maher gehört in den USA zu den einflussreichsten Talkmastern, der mit seiner Show «Real Time with Bill Maher» wöchentlich Millionen Zuschauer erreicht. Seine Karriere startete der Sohn eines irischstämmigen Vaters und einer jüdischen Mutter in New York als Stand-up-Comedian. Später trat er in kleineren Rollen in Kino- und Fernsehproduktionen auf. Von 1993 bis zu ihrer (unfreiwilligen) Absetzung 2002 fand der Satiriker in der legendären Late-Night-Show «Politically Incorrect with Bill Maher» zu seiner Form. Zahlreiche Skandale waren das Resultat, gleichzeitig aber wuchs seine Fan-Gemeinde.
Legendär ist seine unverblümte Art der Stellungsnahme zu gesellschaftspolitischen Themen. Seine Interviewtechnik erinnert in gewisser Weise an jene von Sacha Baron Cohen, der sich aber im Gegensatz zu Maher immer hinter einer Kunstfigur - sei das Ali-G, Borat oder Brüno - versteckt, um seine Gegenüber zu möglichst entlarvenden Reaktionen zu provozieren. Es erstaunt deshalb nicht, dass auf dem Regiesitz von «Religulous» - Mahers erstem Kinodokumentarfilm - mit Larry Charles jener Mann Platz nahm, der zuvor schon Cohens «Borat» und später «Brüno» auf die Menschheit losgelassen hat.
Das Schweizer Fernsehen zeigt dieses erzkomische Pamphlet als exklusive Free-TV-Premiere in Zweikanalton auf Deutsch und Englisch.