Der in Berlin lebende, erfolgreiche schwule Schriftsteller Lorenz Meran hat gerade einen neuen Roman beendet, als seine Mutter Rosie einen Schlaganfall erleidet. Obwohl es Lorenz ganz und gar nicht in den Kram passt, muss er in die alte Heimat, nach Altstätten im Sankt Galler Rheintal fahren, um sich um sie zu kümmern. Doch die lebensfrohe Rosie rappelt sich schnell wieder auf und kehrt in ihr gewohntes Leben mit reichlichem Alkohol- und Nikotingenuss zurück. Standhaft wehrt sie sich gegen jegliche Fremdbestimmung und Altersbetreuung.
Da seine Schwester Sophie, die sich von der Mutter immer vernachlässigt fühlte, keine Zeit hat, muss Lorenz nun öfters von Berlin nach Altstätten reisen, um nach seiner Mutter zu schauen. Überfordert von der Begegnung mit Krankheit und Alter stürzt sich Lorenz in eine Affäre mit Mario, einem jungen Fan seiner Bücher. Doch auch diese wächst ihm bald über den Kopf, als Mario ernsthafte Ansprüche stellt. Obwohl er sich von ihm angezogen fühlt, kann Lorenz nicht zu seinen Gefühlen stehen und scheut die Verantwortung für den viel jüngeren Mann.
Als Rosie die Haushaltshilfen, die Lorenz für sie engagierte, vergrault hat und ausgerechnet Mario als Betreuer aussucht, ist Lorenz innerer Zwiespalt komplett. Er möchte Mario loswerden und braucht ihn zugleich für seine Mutter. Gleichzeitig verstrickt sich Lorenz emotional immer mehr in den seit Jahren schwelenden und nun wieder zum Ausbruch kommenden Mutter-Tochter-Zwist, der auf familiären Altlasten beruht. Als ein von Rosie gehütetes Familiengeheimnis aufgedeckt wird, die Homosexualität des Vaters, droht Lorenz ganz den Boden unter den Füssen zu verlieren. Aber schliesslich führen die veränderten Vorzeichen bei allen Beteiligten zu hoffnungsvollen oder doch zumindest tröstlichen, neuen Erkenntnissen und Aussichten.
Marcel Gisler wuchs in Altstätten SG auf. Mit seinem ersten Kinospielfilm «Tagediebe» (1988) gewann er den Silbernen Leoparden in Locarno. In den folgenden Jahren entstand mit «Schlaflosen Nächten» (1988) und «Die blaue Stunde» (1992) eine «Berliner Trilogie». Mit der Verfilmung von Martin Franks «ter Fögi isch e souhung» unter dem Titel «F. est un salaud» (1999) gewann er den Schweizer Filmpreis für den Besten Spielfilm. «Rosie», Eröffnungsfilm der 48. Solothurner Filmtage, erhielt sechs Nominierungen für den Schweizer Filmpreis 2013.