Das Leben von «Elle»-Chefredakteur Jean-Dominique Bauby (Mathieu Amalric) nimmt eine katastrophale Wende. Nach einem Schlaganfall liegt er mit dem Locked-in-Syndrom gefangen in seinem Körper in einem Spitalbett. Einzig sein linkes Augenlid kann Jean-Do noch bewegen. Zum Horror macht seinen Zustand, dass er gleichzeitig bei vollem Bewusstsein ist. Kaum weniger wichtig als der Besuch durch Freunde, seine Kinder und deren Mutter (Emanuelle Seigner) sind für Jean-Do die Erinnerungen an sein schillerndes Leben zuvor. Eine Sprachtherapeutin (Marie-Josée Croze) übt mit ihm ein Verfahren ein, sich blinzelnd mit einer Liste nach deren Häufigkeit geordneter Buchstaben zu verständigen. Mit fast schon übermenschlicher Beharrlichkeit diktiert der vormals eloquente Starjournalist ein ganzes Buch, Buchstabe für Buchstabe, und kehrt über das Erzählen ins Leben zurück.
Krisen fördern Kreativität
Wie die Überwindung grosser Widerstände die Kreativität beflügelt, hat den US-amerikanischen Künstler und Filmemacher Julian Schnabel schon zu seinen Filmen «Basquiat» und «Before Night Falls» inspiriert. In seiner Verfilmung des literarischen Tatsachenberichts Jean-Dominique Baubys hat er eine Variation dieses Themas gefunden, die dramatischer kaum sein könnte. Schnabel lässt seinen Film indes nicht zum beklemmenden Horror gerinnen, sondern feiert darin vielmehr das Leben, die Kunst und die menschliche Überwindungskraft ungeahnter Drangsale. Mit Steven Spielbergs bevorzugtem Kameramann, dem grossartigen Janusz Kaminski (Oscars für «Schindler's List» und «Saving Private Ryan») findet er faszinierende Bilder, die Baubys Not ohne jegliche Sentimentalitäten auch zum erbaulichen Erlebnis werden lassen. Geradezu unvergesslich ist der Auftakt des Filmes mit seiner Ego-Perspektive, die das Publikum zur Identifikation mit Jean-Do einlädt.
Talentierte Charakterdarsteller
In Nebenrollen sind gemeinsam mit Emanuelle Seigner und Marie-Josée Croze auch begnadete Charakterdarsteller wie Max von Sydow und Niels Arestrup zu sehen. Mit einem Auftritt, dessen physische Einschränkungen ganz eigene Herausforderungen an ihn stellten, ist es Mathieu Amalric in der Hauptrolle, der das Publikum in Atem hält. Mit Spielbergs «Munich» anno 2005 und dem Schurkenpart in Marc Forsters Bondfilm «Quantum of Solace» hat sich der ebenso talentierte wie fleissige Franzose einer Weltöffentlichkeit vorgestellt. Zurzeit ist Mathieu Amalric mit Roman Polanskis Kammerspiel «Venus in Furs» in der Schweizer Kinos zu Gast.