Ah Tao (Deanie Ip) wurde bereits als kleines Mädchen von ihrer Adoptivmutter der Familie Leung in Hongkong anvertraut, wo sie mehr als sechzig Jahren als Dienstmädchen gearbeitet hat.
Jetzt kümmert sie sich nur noch um Roger (Andy Lau), den jüngsten Spross der Familie, der lange in den USA studierte und nun noch als einziger in Hongkong zusammen mit ihr in einer Wohnung lebt, wenn er nicht grad geschäftlich als Filmproduzent unterwegs ist. Im Alltag sind sie ein eingespieltes Team: Sie kocht und putzt, er lässt sich wie selbstverständlich von ihr verwöhnen.
Neuer Alltag
Als Roger eines Tages nach Hause kommt, liegt Ah Tao bewusstlos in der Wohnung. Sie hatte einen Schlaganfall. Plötzlich ist er auf sich allein gestellt. Mehr schlecht als recht versucht er, sich im Alltag zurechtzufinden und hofft auf ihre baldige Rückkehr.
Aber Ah Tao, die sich im Spital langsam erholt, hat einen Entschluss gefasst: Sie will in Rente gehen und in eine Altersheim ziehen. Roger ist gerne bereit, ihr diesen Schritt zu ermöglichen, er sucht ein passendes Heim und unterstützt sie finanziell.
Gute Seele der Familie
Das trostlose und eintönige Leben im anonymen Heim, das schlechte Essen und der rüde Umgang ist ein Schock für die Frau, die ihr Leben lang im Kreis einer Familie verbracht hat und immer eine Aufgabe im Leben hatte. Gegenüber Roger lässt sich Ah Tao aber vorerst nichts anmerken, sie will ihm auf keinen Fall zur Last fallen.
Doch er kommt sie immer häufiger besuchen, geht mit ihr essen; sie erzählt ihm aus ihrem Leben und aus seiner Kindheit. Roger wird immer mehr klar, was sie ihm bedeutet, denn schliesslich war sie die Seele des familiären Lebens und sein Schutzengel in den Tagen der Kindheit und Jugend.
Altern in Würde
Ann Hui erzählt in ihrem Drama «Tao Jie - ein einfaches Leben», das auf wahren Begebenheiten beruht, bewegend und authentisch, aber nie rührselig vom Altern in Würde, gleichzeitig zeichnet sie ein pointiertes, mitunter sozialkritisches Bild vom Zusammenleben in der Millionenmetropole Hongkong. Die «Süddeutsche Zeitung» meint dazu: «Ann Huis vielfach preisgekrönter Film zeigt das in bewegender Weise - als Meditation über das Für-andere-da-sein.
Ann Hui, seit dreissig Jahren Galionsfigur des poetisch-realistischen Hongkong-Kinos, präsentiert darin die Summe ihrer Porträtkunst: Glasklar komponierte Bilder, in denen die Kraftlinien der Räume und Gesten ausbalanciert sind; das Spiel von Distanz und Nähe; die Poesie des Alltäglichen.»
«Delikatessen» zeigt «Tao Jie - ein einfaches Leben» als Free-TV-Premiere.