Martin Vail (Richard Gere), smarter Staranwalt aus Chicago, geniesst nichts so sehr wie den Auftritt im Rampenlicht. Sein selbstbewusstes Motto lautet: «Die Wahrheit ist das, was ich in den Köpfen der Geschworenen entstehen lasse.» Als er am Fernsehen mitverfolgt, wie nach der Ermordung des Erzbischofs von Chicago der schüchterne, 19-jährige Aaron Stampler (Edward Norton) als Hauptverdächtiger festgenommen wird, steht für ihn fest, dass er die Verteidigung des Teenagers übernehmen will. Für den sensationellen Fall verzichtet er sogar auf sein Honorar.
Oberstaatsanwalt Shaughnessy (John Mahoney), ein enger Freund des machtbewussten Verstorbenen, betraut seine Mitarbeiterin Janet Venable (Laura Linney) mit der Anklage. Diese kennt Vail seit ihren Anfängen in der Staatsanwaltschaft. Nach einer heftigen Affäre haben sie sich erst vor Kurzem getrennt. Jetzt stehen sich die beiden im Gerichtssaal als Kontrahenten gegenüber. Stampler, von der Presse als «Schlachterjunge» gebrandmarkt, beteuert seine Unschuld, doch die Beweislast scheint auf den ersten Blick erdrückend: Der Ministrant wurde unweit des Tatorts mit blutverschmierten Kleidern gefasst.
Spannungsgeladener Justizthriller mit brillanter Besetzung
Die Psychologin Molly Arrington (Frances McDormand) wird beigezogen und versucht, an den Knaben heranzukommen. Während die Öffentlichkeit den spektakulären Fall mit grösster Aufmerksamkeit verfolgt, ist Vail immer mehr von der Unschuld seines Mandanten überzeugt. Es scheint aber, als ob er seine Verteidigung einzig und allein auf dem fehlenden Motiv Stamplers aufbauen könne. Doch dann wird ein anderer Mandant Vails tot aufgefunden und eine Videokassette des Erzbischofs mit höchst pikantem Inhalt taucht auf.
«Primal Fear» ist ein dichter, spannungsgeladener Justizthriller, der sich vor allem durch die durchwegs brillante Besetzung in Haupt- und Nebenrollen von anderen Produktionen dieses Genres abhebt. Richard Gere gibt mit seiner Darstellung des karrierebewussten, selbstverliebten Martin Vail eine der besten Leistungen seiner Karriere. Daneben überzeugen Laura Linney als kämpferische Janet Venable, John Mahoney als machtverliebter Richter Shaughnessy und Frances McDormand als Doktorin Molly Arrington.
Edward Norton, der seine Schauspielkarriere auf der Theaterbühne begann, gelang gleich mit seinem Spielfilmdebüt der grosse Durchbruch: Seine vielschichtige Darstellung des Aaron Stampler brachte ihm eine erste Oscarnomination als Bester Nebendarsteller ein. Es folgte 1999 eine Nomination als Bester Hauptdarsteller für das Neonazi-Drama «American History X». Sein herausragendes Talent und seine Vielseitigkeit hat der junge Hollywoodstar danach auch in Filmen wie «Fight Club», «Red Dragon» oder «25th Hour» bewiesen.
Ab dem 15. Januar 2015 ist Edward Norton als unausstehlicher Bühnenschauspieler in «Birdman» auch in Schweizer Kinos zu sehen, dem aufregenden neuen Film von Autorenfilmer Alejandro González Iñárritu («Babel»).