Stoisch sitzt die beleibte Claireece Precious Jones (Gabourey Sidibe) in einem New Yorker Schulzimmer. Lesen und Schreiben hat sie nie richtig gelernt. Ihr Schulleben mag unerspriesslich sein, die wahre Hölle aber erwartet Precious zu Hause. Ihre Mutter (Mo'Nique) hält den Teenager wie eine Sklavin, sitzt rauchend vor dem Fernseher und wartet auf den nächsten Wohlfahrtsscheck.
Ihr Vater vergewaltigte Precious erstmals, als sie drei Jahre alt war. Nachdem sie bereits ein mongoloides Kind zur Welt gebracht hat, ist sie bereits wieder schwanger von ihrem Vater. Damit nicht genug, muss Precious erfahren, dass sie überdies mit dem HI-Virus angesteckt wurde. Was Wunder, sucht die hart geprüfte Afroamerikanerin in eine Traumwelt Zuflucht, in denen sie sich als Pop-Sternchen sieht. Im realen Leben ist es das selbstlose Engagement einer Lehrerin (Paula Patton) und einer Sozialarbeiterin (Mariah Carey), die in der jungen Frau ein Fünkchen längst erloschen geglaubten Lebenswillens entfachen.
Oscar-Auszeichnungen
James Camerons Rekordfilm «Avatar» mag bei den Oscar-Verleihungen 2010 das Rampenlicht auf sich gezogen haben. In dessen Schatten war das unerschrockene Sozialdrama «Precious» für seine Verhältnisse kaum weniger erfolgreich und errang nach sechs Nominierungen zwei der begehrten Auszeichnungen. Neben Mo'Nique als diabolischer Mutter wurde auch das Drehbuch gewürdigt. Dieses beruht auf der Romanvorlage einer Sprachlehrerin, die mit den prekären Verhältnissen unterprivilegierter Jugendlicher vertraut ist. Anteil an der Romanverfilmung hatte auch Mariah Carey, die R'n'B-Diva, die in schwierigen Verhältnissen aufwuchs und in diesem Film in einer denkbar unglamourösen Rolle kaum wiederzuerkennen ist. Mit Lenny Kravitz als Krankenpfleger ist ein zweiter Superstar in einer Nebenrolle untergetaucht.
«Regisseur Lee Daniels hat ein emotional aufwühlendes Werk realisiert, das nichts beschönigt und dennoch nicht deprimiert», urteilte die «NZZ am Sonntag», und die «Berner Zeitung» versprach: «Zwar wartet der Film mit heftigen Hieben in die Magengrube und emotionalen Sturzbächen ohne Zahl auf. Trotzdem schimmert in diesem afroamerikanischen Albtraum immer wieder Hoffnung durch.»