Anfangs, erinnert sich Regisseurin Amal Ramsis, hätten sich die Menschen noch gewundert, wozu ein Frauenfilmfestival gut sein soll. «Hier in Kairo war das ein komischer Gedanke.» Als die Zuschauer dann aber die Filme sahen, hätten sie begriffen, «dass sie in diesem Festival Filme sehen wie sonst nirgends in diesem Land.»
Filme aus Latein- und Südamerika
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Amal Ramis, die Gründerin des Internationalen Frauenfilmfestivals in Kairo, hatte ursprünglich Jura studiert. Erst mit 30 entschloss sie sich, zur Filmhochschule zu gehen. Studiert hat sie in Madrid. Daher sind nun in Kairo neben arabischen Produktionen auch Spielfilme, Dokumentationen und Animationen aus Spanien sowie Latein- und Südamerika zu sehen.
Mit ihrem Festival will die 42-Jährige in ihrer Heimat ein Podium etablieren für weibliche Filmschaffende und deren spezifischen Blick auf die Welt. Dabei zählt für sie nicht allein das Geschlecht: Sie zeigt nur Filme, die kein stereotypes Frauenbild vermitteln. Im Gegensatz zur kommerziellen Filmindustrie und dem staatlichen Fernsehen.
Gegenbild zur kommerziellen Filmindustrie
Sogar die bekannteste Regisseurin Ägyptens, kritisiert Ramis, drehe nur Spielfilme, in denen Frauen als Sexualobjekte fungieren. Als Gegenbeispiel verweist sie auf eine Dokumentation, die auf ihrem Festival lief: Ein Dokfilm über einen zehn Jahre andauernden Streik von Minenarbeitern in Spanien.
Die Regisseurin, Tochter eines Arbeiters, zeigt darin nicht nur die Streikenden, sondern auch, wie die Ehefrauen ihre Männer im Hintergrund unterstützten, damit diese den Streik so lang durchstehen konnten. «Wenn die Zuschauer so einen Film sehen», meint Ramis, «verstehen sie, worum es mir mit dem Festival geht.»
Festival sorgt für einen Hauch Normalität
Der Erfolg gibt ihr Recht: Sogar wenige Tage nach dem Sieg der Moslembrüder bei den Parlamentswahlen vor zwei Jahren waren alle Vorführungen ausverkauft. Amal Ramsis hat deshalb in diesem Jahr das Frauenfilmfest für Produktionen aus aller Welt geöffnet. Schwerpunktland sind die Niederlande.
Eine Hommage ehrt die ägyptisch-libanesische Filmpionierin Nabeeha Lotfy, die seit den 1960er Jahren preisgekrönte Dokumentationen dreht. Da die Festivalmacherin nicht nur Cineasten, sondern ein möglichst breites Publikum erreichen will, lässt sie ausländische Filme arabisch untertiteln.
Gerade in der aktuellen Umbruchphase, ist Amal Ramsis überzeugt, bräuchten die Menschen Kultur. «Ins Kino zu gehen, vermittelt ihnen einen Hauch von Normalität und von Alltag, wie ihn Menschen andernorts leben.» Dazu trage ihr Festival bei. «Ich habe das Gefühl, dass das Publikum regelrecht danach dürstet, solche anderen Filme zu sehen.»