Mike Lobell ist ein glücklicher, bescheidener Filmproduzent, der in den 1990er Jahren belanglose Hollywood-Komödien und Teenager-Filme betreut. Doch dann wird ihm ein Projekt zum Verhängnis: Als er sich die Remake-Rechte an einer alten britischen Gaunerkomödie sichert, beginnt für ihn eine jahrzehntelange Odyssee.
Hausieren mit einem schwierigen Drehbuch
Zuerst macht Lobell alles richtig: Er gibt eine zeitgemässe Adaptation des alten Schinkens bei einem trendigen Autoren-Duo in Auftrag, das ihm einen schrillen Entwurf liefert, aber nicht gewillt ist, Regie zu führen.
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Jetzt muss Lobell mit seinem schwierigen Buch hausieren gehen: Reese Witherspoon, Hugh Grant, Colin Firth, Ben Kingsley, Jennifer Aniston, Sandra Bullock und Gerard Butler signalisieren allfälliges Interesse; die angefragten Regisseure reichen von Doug Liman («The Bourne Identity») über Mike Nichols («The Graduate») und Alexander Payne («Sideways») bis zum mittlerweile verstorbenen Regie-Veteranen Robert Altman («M.A.S.H»).
Vorhang, kein Applaus
Doch nichts klappt. So wird der Plot des Films permanent umgeschrieben, gekürzt und angepasst, die kostspieligen Egos und Eitelkeiten in Hollywood ziehen daran vorbei, und die Jahre vergehen.
Als sich dann die Tore nach 15 Jahren endlich auftun und Lobells lange ersehnter Film unter der Regie des unbekannten Michael Hoffman (aber immerhin mit dem mittlerweile oscarprämierten Colin Firth in der Hauptrolle!) doch noch auf die Leinwand kommt, stellt sich heraus: Es handelt sich um eine grauenhaft plumpe Klamotte mit Penis- und Furzwitzen, heruntergelassenen Hosen und sonstigem Gagmaterial aus der untersten Schublade.
Eine wahre Geschichte
Das als Südstaaten-Altherren-Sex-Farce dargebotene Remake fällt völlig flach, und mit Colin Firth und Alan Rickman blamieren sich gleich zwei renommierte Stars bis auf die Knochen. Nur die Hauptdarstellerin Cameron Diaz verspürt keine Scham, weil sie sich solche Sachen bereits gewohnt ist.
Das alles klingt nach dem Plot einer schwarzen Komödie, die aus der Feder der Coen-Brüder («Fargo») stammen könnte. Doch so, oder so ähnlich, hat sich die Entstehung von «Gambit» tatsächlich abgespielt. Auch das üble Niveau entspricht der Beschreibung. Und schuld sein daran will freilich niemand.
Vielleicht doch ein Happy End
Eine Schlusspointe gäbe es da noch: Beim trendigen Autoren-Duo handelt es sich tatsächlich um die mehrfach preisgekrönten Brüder Ethan und Joel Coen. Sie werden in der Endfassung auch als alleinige Autoren aufgeführt – immerhin sind noch einzelne Versatzstücke ihrer Handschrift erkennbar. Und dennoch ist «Gambit» eine Art Betriebsunfall für die meisten Beteiligten geworden, den eigentlich nur Zuschauer mit einem unsympathischen Mass an Schadenfreude lustig finden können.
Der einzige Hinweis auf ein Happy End: Der mittlerweile über 70-jährige Produzent Mike Lobell macht trotzdem weiter; er hat ein nächstes Projekt mit Robin Williams und Shirley MacLaine aufgegleist. Sollte dieser Film tatsächlich vor 2025 fertig werden und uns der Anblick der beiden Altstars in Unterwäsche erspart bleiben, dann können wir ja vielleicht wieder lachen.