Frau Kar, Sie haben das Drehbuch zu «Achtung, fertig, WK!» nicht aus eigenem Antrieb geschrieben; die Produzenten des ersten Films, Lukas Hobi und Reto Schärli, baten Sie darum. Sie werden die beiden wohl als erstes gefragt haben, warum?
Nein, das habe ich nicht. Ich habe sofort «Nein!» geschrien und wortreich erklärt, warum ich dafür ganz sicher nicht zur Verfügung stehe. Dann habe ich aufgelegt. Ungefähr zwei Stunden später hab ich mich dann umbesonnen, weil ich nun doch noch wissen wollte, warum.
Und was hat man Ihnen da gesagt?
Die Gründe der Produzenten waren ganz simpel: Sie haben gemeint, ich sei die Beste für den Stoff, und das hat mich dann relativ schnell überzeugt (lacht).
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Dahinter wird aber nicht zuletzt die Überlegung gestanden haben, eine Frau über eine Thematik schreiben zu lassen, die in erster Linie als männlich wahrgenommen wird.
Es geht ja nicht nur um Männer unter sich, ich erzähle auch von ihrem Privatleben. Das ist ja nun keine Rekrutenschule mehr in diesem Film, sondern ein Wiederholungskurs, für den die Männer aus ihrem Privatleben herausgerissen werden, um für drei Wochen Krieg zu spielen. Daher war es mir wichtig, dass die Frauenwelt im Hintergrund spürbar bleibt, oder gar im Vordergrund steht. Man bekommt zu sehen, welche Probleme die Soldaten mit Frauen und Freundinnen haben.
Und das bietet natürlich viel Anlass für Komik. Aufbauend auf dem ersten Film mussten Sie dafür mit zahlreichen Sexismen arbeiten, ohne selbst sexistisch zu werden. Wie macht man das?
Man kann diese Frage sogar weiter fassen und sich fragen: Wie schafft man es, sich über Menschen zu amüsieren, ohne menschenverachtend zu sein? Das ist für mich eine Grundfrage beim Schreiben. Wie schaffe ich es, Rassismus aufzugreifen, ohne rassistisch zu sein? Nun, ich glaube, man kann sich dabei nur auf sein eigenes Gefühl und seine eigene Intelligenz verlassen. Man weiss ja nicht, wie das andere Menschen sehen. Aber wenn man in sich hineinhorcht, bekommt man eine Antwort darauf.
Trotzdem: Alle, die den Trailer zu «Achtung, fertig, WK!» gesehen haben, wissen: Der Humor ist unter der Gürtellinie, und er bleibt auch dort. Das war eine Vorgabe, ausgehend vom ersten Teil. Mussten Sie dafür über Ihren eigenen Schatten springen?
Ja, das musste ich. Während der Drehbuchentwicklung war ich die einzige Frau neben den beiden Produzenten und dem Regisseur Oliver Rihs. Die haben jede meiner zwölf Drehbuchfassungen gelesen und kommentiert. Da habe ich gemerkt: Es gibt wohl wirklich einen Unterschied zwischen dem, was Frauen und was Männer lustig finden. Ich weigere mich ja sonst, Verallgemeinerungen dieser Art von mir zu geben, aber ich glaube, beim Humor ist es schon ein bisschen so. Frauen lachen in der Regel nicht bei Slapstickszenen, sondern sprechen eher auf Wortwitz an.
Für das Projekt war aber viel Slapstick notwendig, und das betrifft auch die Darstellerinnen Liliane Amuat und Sira Topic. Könnte man da von weiblichem Slapstick reden?
Nein, man sollte sich hüten, das nach Geschlechtern trennen zu wollen. Jeder Komödiant und jede Komödiantin hat eine eigene Körpersprache. Als Drehbuchautorin kann ich nur den persönlichen Stil pflegen und meine Auffassung von Humor verteidigen. Und das muss nicht spezifisch weiblich sein: Hätte eine andere Frau in dem Team gearbeitet, hätte sie es vielleicht auch eine andere Meinung gehabt als ich. Wichtig ist, dass man sich treu bleibt und sein Ding durchzieht, auch wenn jemand sagt, das funktioniert nicht. Das sagen nämlich die meisten. Humor hat viel mit Rücksichtslosigkeit zu tun.
Rücksicht nehmen mussten Sie aber auf die Zuschauer: Das «Achtung, fertig, WK!»-Zielpublikum ist mittlerweile zehn Jahre älter als beim ersten Film.
Es war ja auch immer mein Anliegen, eine etwas «erwachsenere» Geschichte zu erzählen, mit anderen Problemstellungen. Schliesslich haben die Protagonisten diesmal schon einen Teil ihres Lebens gelebt, schon Beziehungen geführt und einige Enttäuschungen hinter sich. Mit solchen Themen kann ich hoffentlich auch die 40- bis 50-Jährigen abholen.
Den fertigen Film kennen Sie erst seit einigen Tagen. Wie gefällt er Ihnen?
Ich finde ihn sehr lustig. Aber ganz offen gesagt: Viele Szenen hätte ich anders inszeniert, der fertige Film ist mir über Strecken etwas zu gemächlich geraten. Marco Rima ist allerdings wirklich Weltklasse, den habe ich noch nie so gesehen. Er ist wie die Schweizer Ausgabe von Louis de Funès!