Wenn es doch bloss so einfach wäre – einen englischen Satz richtig auszusprechen. Das denkt sich Cowboy-Darsteller Hobie Doyle, nachdem ihn das Studio in einen Smoking gesteckt und dem berüchtigten Starregisseur Laurence Laurentz als Leading Man aufgedrängt hat. Da sitzt der arme Hobie neben einer Southern Belle auf dem Divan und kann sich einfach nicht erklären, was der Regisseur mit dem «mirthless laugh» meinen könnte, mit dem «freudlosen Lacher», den er produzieren soll.
Ralph Fiennes, Josh Brolin, Scarlett Johansson,…
Ex-Voldemort Ralph Fiennes als Regisseur und Newcomer Alden Ehrenreich spielen mit sichtlichem Vergnügen, wie überhaupt alle grossen Namen, welche Joel und Ethan Coen für ihre Satire zusammengetrommelt haben.
Josh Brolin ist Eddie Mannix, der Studio-Boss, der einen unbotmässigen Schauspieler auch mal mit einer Ohrfeige zur Vernunft bringt. Oder seinen von Scarlett Johansson gespielten Wasser-Ballet-Star aus Publicity-Gründen zu verheiraten sucht, bevor ihre Schwangerschaft in die Klatschspalten vordringt.
… Tilda Swinton und George Clooney
Ach ja, und für die Klatschspalten ist die grossartige Tilda Swinton zuständig. Sie spielt gleich beide der legendären und gefürchteten Hollywood-Klatschtanten, Hedda Hopper und Louella Parsons. Als konkurrierende Zwillings-Schwestern:
George Clooney schliesslich ist der Filmstar schlechthin. Er spielt Baird Whitlock, und der wiederum spielt einen römischen General in einem Ben-Hur-ähnlichen Sandalen-Epos. Das heisst, er hat ihn gespielt, denn Baird Whitlock ist vom Set verschwunden. Entführt, wie sich herausstellt.
Hollywoodstars für einmal etwas kleiner
100'000 Dollar wollen die Entführer, aber ihre wahren Absichten sind noch viel – wie wollen wir sagen? «Would that it were so simple?»
Niemand wird verschont in dieser Komödie, alle sind sie etwas kleiner, als sie denken, diese Hollywood-Leute. Und zugleich etwas grösser als das Leben. Und das macht schliesslich auch den Charme von «Hail, Caesar!» aus: Die Komödie ist eine Satire, sie zeigt die dunklen, absurden und die menschenverachtende Seite der klassischen Traumfabrik. Aber sie lebt gleichzeitig vom Glamour und der Nostalgie, der Liebe zum Kino, den liebevoll rekonstruierten Szenen mit Channing Tatum als Stepptänzer im Matrosenanzug, Scarlett Johansson als verführerische Esther Williams im Nixenkostüm.
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Dusslige Verschwörer
Die Coens machen sich mit diesem Film lustig, über das was sie lieben. Das geht nur, wenn die Liebe spürbar wird. Und das wird sie in «Hail, Caesar!». Wer das klassische Hollywood-Kino mag, kommt hier zu ein paar billigen und einigen überraschend tiefgründigen Lachern.
Ähnlich wie seinerzeit «The Hudsucker Proxy» bringt «Hail, Caesar!» Kapitalismuskritik als Spott auf den Tisch. Die «Hollywood Ten», – denen auch «Trumbo», der demnächst anlaufende Film über Drehbuchautor Dalton Trumbo und seine von den Kommunistenjägern mit Arbeitsverbot belegten Kollegen ein Denkmal setzt, – sind bei den Coens echte Verschwörer, wenn auch ziemlich dusslige. Und in einer schönen Reverenz an Spielbergs unterschätzter Weltkriegs-Komödie «1941» tauchen sogar die Sowjets in, oder sagen wir: vor Malibu auf.
Funktioniert auf jeder Ebene
Dass der kapitalismuskritische Philosoph, der den ganzen Haufen theoretisch so unterfüttert, dass sogar Clooneys Baird plötzlich Parolen von sich gibt, perfiderweise Professor Marcuse heisst, ist nur eine von unzähligen Doppel- oder gar Trippel-Referenzen, welche die Coens in diesen Film gestreut haben.
Das wirklich Schöne an «Hail, Caesar!» ist aber, dass der Film auf jeder Ebene funktioniert. Als nostalgisches Spektakel mit liebevoll rekonstruiertem Handwerk. Als spöttisches Eitelkeits-Fanal. Als Referenz-Teppich für Spurensucher. Und schliesslich, in zwei, drei Momenten (einer davon involviert Frances McDormand als kettenrauchende Cutterin) als genuine, verblüffende Situations-Komödie für sich.
Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 12.2.16, 6:50 Uhr