Kugelrundes Gesicht, dunkle Knopfaugen, abstehende Ohren und ein vergnügtes Lachen: Die Zeichentrickfilmfiguren Lolek und Bolek sind der wohl erfolgreichste Fernseh-Export Polens. Seit 1963 werden die beiden Brüder in einem kleinen Studio im südpolnischen Bielsko-Biala gezeichnet: Dort wird nun ihr 50. Geburtstag gefeiert.
Auch der Klassenfeind liebt Lolek und Bolek
Lolek, der kleinere, und Bolek, der grössere, vermochten alle politischen und ideologischen Grenzen zu überwinden. Zunächst wurden die fünf bis zehn Minuten langen Filmchen im polnischen Fernsehen gezeigt, später in den sozialistischen Bruderstaaten – besonders erfolgreich in der DDR – und schon bald darauf auch beim westlichen Klassenfeind, insgesamt in über 80 Ländern.
Sogar im Iran, als dort nach der Revolution von 1979 die meisten Animationsfilme aus dem Fernsehen verbannt wurden, fanden Lolek und Bolek Gnade bei den strengen islamischen Sittenwächtern. Und vorübergehend wurden die Trickfilm-Brüder sogar von der polnischen Schwulenbewegung als Maskottchen vereinnahmt. Ideologiefrei und gewaltlos, gerieten Lolek und Bolek nie unter Propaganda-Verdacht.
Ideologiefrei und gewaltlos
Während des Kalten Kriegs, als die Grenzen für die meisten Polen und Osteuropäer verschlossen waren, reisten Lolek und Bolek durch die Welt und lernten interessante Menschen und Orte kennen. Etwa in diesem Filmchen, als sie versuchen, einen Goldschatz zu finden und auf ihrer 80-tägigen Reise in allerlei Gefahren geraten: Sie retten sich nach einem Schiffbruch, entkommen Räubern in Afrika und landen schliesslich in einem Kloster in Tibet.
Tola, die Identifikationsfigur für Mädchen
Der Forderung nach einer Figur, mit der sich auch Mädchen identifizieren konnten, kamen die Filmemacher ab 1973 nach, als sie Tola, die Freundin der beiden Brüder, in 30 Folgen mit auf Reisen schickten.
Der Erfinder von Lolek und Bolek, der polnische Regisseur Wladyslaw Nehrebecki, nahm seine eigenen Söhne als Vorbilder für die Figuren.
Nach langen Jahren des Rechtsstreits um Urheberrechte und Tantiemen gibt es inzwischen wieder neue Comic-Bände und Filmchen mit Erlebnissen der lustigen polnischen Brüder, die auch mit 50 noch aussehen wie 12.