Ein junges, weibliches Gesicht erstrahlt auf dem Poster von «Homo Faber: Drei Frauen» – und damit wird nicht zu viel versprochen: Richard Dindos neue Filmfassung von Max Frischs Klassiker «Homo Faber» konzentriert sich fast ausschliesslich auf die weiblichen Figuren, die den Lebensweg der Hauptfigur Walter Faber mitbestimmen.
Viele erinnern sich an «Homo faber» als Pflichtlektüre aus dem Deutschunterricht, andere haben damit ihre Freude an der Literatur entdeckt. Die Geschichte des pragmatischen, zahlengläubigen Ingenieurs, dessen Leben von einigen unberechenbaren Zufällen aus der Bahn geworfen wird, gehört seit vielen Jahrzehnten zum Schweizer Kulturgut.
Unkonventionelles Konzept
Der Schweizer Filmemacher Richard Dindo kannte Max Frisch persönlich und widmete ihm bereits vor 35 Jahren einen ersten Film. Seither war es sein Wunsch, eine eigene Interpretation des «Homo faber» auf die Leinwand bringen zu können. Jetzt hat er sich diesen Traum erfüllen können.
Dindo hatte nie vor, die Geschichte als herkömmlichen Spielfilm zu inszenieren, ein solcher Umgang mit Literatur widerstrebt ihm seit jeher. Bei ihm ist die Hauptfigur Walter Faber nur als Stimme aus dem Off zu vernehmen: Es ist der Schauspieler Christian Kohlund, der Auszüge aus dem radikal zusammengestrichenen Roman in der Ich-Form vorliest. Dindo hat den Text eigenhändig gekürzt, alle männlichen Nebenfiguren sind weg. Dindos Fassung enthält ausschliesslich die Erinnerungen Fabers an drei verschiedene Frauen, die sein Leben geprägt haben: Seine Ex-Verlobte Hanna, seine New Yorker Geliebte Ivy und die junge Zufallsbekanntschaft Sabeth, in die er sich während einer Überseefahrt verliebt.
Bilder aus dem Gedächtnis
Die Bilder, die Dindo über diesen gesprochenen Text legt, sind zwar musikalisch untermalt, aber ohne Direktton gedreht: Dindo hat drei verschiedene Darstellerinnen abgefilmt – Marthe Keller, Daphné Baiwir und Amanda Barron. Deren Figuren bleiben stumm, es sind Bilder aus dem Gedächtnis Walter Fabers, der sein Verhältnis zu den drei Frauen detailliert Revue passieren lässt. Oft blicken die Schauspielerinnen dabei direkt in die Kamera, schon fast vorwurfsvoll.
Dindos Konzept ist schön anzuschauen und anzuhören. Und es berührt, wie der erzählende Faber, am Anfang der Geschichte ein kühl berechnender und faktengläubiger Mann, im Verlaufe seiner Erinnerungen – also während seines Monologs – die diffusen Glücksmomente seiner verstrichenen Biografie zu verstehen beginnt.
Trotz diesen stimmigen Momenten bleibt Dindos Film eine gewöhnungsbedürftige Sache: Die strikt subjektiv eingesetzte Kamera und das gänzliche Ausbleiben von Dialog erzeugen bei aller sprachlichen Kraft des gelesenen Textes eine fatalistische, verbitterte Note, die im Verlauf des Films zu wenig Kontraste erfährt.