Jon Martello ist ein erfolgreicher Schürzenjäger. Jedes Wochenende legt er eine Andere flach. Dieser Ruf eilt ihm weit voraus. Für seine Kumpels ist er darum schlicht «Don Jon», der ultimative Womanizer. Doch den richtigen Kick holt sich der Sexbesessene nicht im Bett, sondern vor dem Bildschirm.
Denn mit dem, was ihm im Netz geboten wird, kann es keine echte Frau aufnehmen. Das glaubt er zumindest, bis er die verführerische Barbara Sugarman (Scarlett Johansson) kennenlernt.
Porno und Romanzen
Vom Thema Pornosucht mal abgesehen, riecht das alles verdächtig nach einer konventionellen romantischen Komödie. Doch glücklicherweise hat sich Hollywood-Beau Joseph Gordon-Levitt für sein Debüt als Autorenfilmer formal und inhaltlich ein paar nette Überraschungen einfallen lassen.
So stellt der Film zum Beispiel verblüffende Parallelen zwischen Pornos – dem Schund für Männer – und Hollywood-Romanzen – dem Schund für Frauen – her. Ein gewagter Vergleich, keine Frage. Doch einer, der zum Nachdenken und Schmunzeln einlädt – wie vieles in dieser ungewöhnlichen Gender-Dramakomödie.
Fitness, Internet-Pornos und Beichte
Auch auf gestalterischer Ebene ist Joseph Gordon-Levitts Lust an der pointierten Zuspitzung nicht zu übersehen. Der 32jährige arbeitet in seiner ersten Regiearbeit mit Wiederholungen, die Verschiebungen in Don Jon’s Psyche erfahrbar machen. Der tägliche Besuch im Fitness-Studio, der fast schon rituelle Konsum von Internet-Pornographie und die wöchentliche Beichte in der Kirche – immer in derselben Einstellungsgrösse aus demselben Winkel gefilmt und doch immer anders.
Nichtsdestotrotz beginnt man sich nach einer knappen Stunde zu langweilen. Vielleicht weil man zu wissen glaubt, wie das Drehbuch gestrickt ist und der Hollywood-Hase läuft. Doch genau dann, wenn die Luft aus der Geschichte draussen zu sein scheint, folgt ein bemerkenswerter Tempo- und Stimmungswechsel, der den ganzen Film in neuem Licht erscheinen lässt.
Kompliment
Dass «Don John`s Addiction» im letzten Drittel unverhofft an Tiefe gewinnt, ist mitunter auch das Verdienst von Julianne Moore, die erst dann richtig zeigen darf, welch grossartige Schauspielerin in ihr steckt.
Das grösste Lob gebührt aber Regie-Neuling Joseph Gordon-Levitt. Kompliment, dass es ihm durch ein stark inszeniertes Finale gelungen ist, auf spielerisch-beiläufige Art gesellschaftskritisch zu sein. Seine Bekenntnisse eines Pornosüchtigen sind ein Treffer – gerade weil Gordon-Levitt darauf verzichtet, die Moralkeule zu schwingen.