Der Kurzfilm ist flink. Auf aktuelle Ereignisse und Trends kann er aufgrund seiner geringeren Produktionszeit schneller reagieren als sein langes Pendant. Der Puls der Zeit wird spürbar. Der Kurzfilm ist eigenständig, er eröffnet Einblicke in verschiedenste Welten.
Gerade durch seine zeitliche Beschränkung gewinnt er an Schärfe und Präzision. Er versprüht Experimentierfreude. Immer wieder aufs Neue lotet er seinen filmischen Spielraum aus – ob mit dem Mobiltelefon oder auf 35 mm gefilmt, ob üppig oder minimalistisch, gekritzelt oder geritzt: Mit dramatischen, absurden oder sinnlichen Geschichten und Bildern fesselt er uns. In wenigen Minuten werden bildgewaltige Welten erschaffen und wieder zerstört.
Seine Popularität ist vor allem im Internet ungebrochen, es bietet dem Kurzfilm eine wichtige Plattform. Um ihn jedoch einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, gibt es sorgfältig kuratierte Programme im Kino und Fernsehen. Ein Kurzfilmtag bündelt diese Kräfte zudem.
«Le jour le plus court»: Der Anfang in Frankreich
Die französische staatliche Filmförderung Centre nationale de l’art cinématographique (CNC) initiierte 2011 «Le jour le plus court». Am symbolischen Datum der Wintersonnenwende soll der Kurzfilm Bildschirme und Leinwände erobern und so ein breites Publikum erreichen. Um nur zwei Zahlen zu nennen: 2012 gab es in Frankreich an 1100 Schulen und Universitäten Vorführungen, und es fanden 1885 Veranstaltungen im ganzen Land statt.
Dem grossen Erfolg schloss sich die deutsche AG Kurzfilm an. Doch was ist das Konzept der beiden Institutionen? CNC und AG Kurzfilm laden Interessierte ein, eine eigene Veranstaltung durchzuführen. Sie stellen Kurzfilme und Programme gratis oder gegen eine kleine Gebühr zur Verfügung und übernehmen die Koordination des Anlasses. Auch in Deutschland kann sich die Veranstaltungsdichte sehen lassen: Allein in Berlin laufen dieses Jahr 22 Programme in Kinos, Bars und Ateliers.
Kurzfilmzeit nun auch in der Schweiz
Sendungen zum Thema
2013 lässt sich auch die Schweiz vom Kurzfilmfieber anstecken. Die beiden wichtigsten Festivals der Schweiz, die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur und das Internationale Kurzfilmfestival shnit, stellten unter dem Titel «Kurzfilmzeit» gemeinsam zwei Filmprogramme zusammen.
Am Kurzfilmtag laufen sie in den Kinos von 15 Schweizer Städten. In der «Auslese 2013» zeigen sie sieben hochkarätige Filme aus ihrem diesjährigen Festival-Programm. Und in der «Retrospektive 2013» blicken sie auf Highlights der vergangenen Jahre zurück.
Als Schweizer Beitrag wurde der ergreifende Kurzfilm «Montauk» des Regisseurs Vinz Feller ausgewählt, der an beiden Festivals im Schweizer Wettbewerb lief und nun im Wettbewerb des Internationalen Kurzfilmfestivals Clermont-Ferrand seine Karriere fortführt.
Gibt es einen europäischen Humor?
Die Promotionsagentur Swiss Films zeigt mit «This Is Not A Funny Program» zehn europäische Kurzfilme zum Thema Humor in Europa. «Short Circuit – European Network of Short Film and Video Art Distributors», dem auch Swiss Films angehört, hat diese unterhaltsame Expedition kuratiert.
Short Circuit geht der Frage nach, worüber unsere Nachbarn lachen. Gibt es, oder wird es einen Humor geben, der von allen Europäern geteilt und verstanden wird? Die Schweiz beteiligt sich mit «L’amour bègue» (2012) von Jan Czarlewski, einer preisgekrönten romantischen Komödie.
In Partnerschaft mit Base-Court, einer Lausanner Verleih- und Promotionsagentur, zeigen zudem alle Schweizer Pathé-Säle vor jedem Film die Schweizer Kurzanimation «Moonstruck» von Christoph Gabathuler. Ob im Kino oder Fernsehen, der Kurzfilmreigen kann beginnen – herzerwärmend, feinhumorig und kurios.