«Ich bringe attraktiven jungen Frauen das kreative Schreiben bei. Diese sind ganz wild darauf, in Literatur und im Leben Fuss zu fassen. Und ab und zu nehme ich halt eine Studentin mit nach Hause und lehre sie die Kunst zu lieben, wovon die Literatur lebt.» So erklärt Literaturprofessor Marc seinen Lebensstil. Gespielt wird er vom Edelmimen Mathieu Almaric.
Die französische Schauspiel-Ikone darf sich in der Tragikkomödie «L’Amour est un crime parfait» austoben und tut dies mit gewohnter Klasse. Seine Figur, ein unverheirateter Intellektueller, der zusammen mit seiner Schwester im Haus seiner verstorbenen Eltern lebt. Der gehobene Mittelstand und seine psychischen und amourösen Problemchen: Eine Ausgangssituation, wie sie nicht typischer sein kann für einen französischen Film.
Eine verheerende Liebesnacht
Befallen von einer schweren Midlife-Crisis versucht der Mitvierziger Marc durch Affären mit seinen Studentinnen dem Leben einen Sinn zu geben. Die Monotonie seines Alltags verändert das nicht. Bis er eines Morgens aufwacht und das studentische Betthäschen der vergangenen Liebesnacht leblos neben ihm im Bett liegt. Er trifft eine dumme Entscheidung. Er lässt die Leiche verschwinden. Doch bereits nach wenigen Tagen erscheinen die Mutter der Vermissten und ein Polizist auf dem Campus. Das Leben des Professors ist plötzlich ein völliges Chaos. Getrieben von Schuldgefühlen und Angst vor gesellschaftlichen Konsequenzen drängt sich in ihm die Frage auf: Gestehen oder nicht gestehen?
Französisch, mit ein bisschen Swissness
Neben Mathieu Amalric sind noch andere namhafte Franzosen an «L’Amour est un crime parfait» beteiligt. Die Macher des Films, die Brüder Arnaud und Jean-Marie Larrieu, sind in Frankreich bereits seit Jahren eine feste Grösse. Ihre Werke zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie gesellschaftskritische Themen auf sarkastisch-humoristische Art und Weise darstellen. Die Geschichte basiert auf dem Roman «Incidences» (deutsch: Die Rastlosen) des französischen Schriftstellers Philippe Djian aus dem Jahr 2010. Der 65-Jährige gehört seit dem Roman «Betty Blue» zu den erfolgreichsten Autoren Frankreichs und ist bekannt für skandalträchtige Porträtierungen seltsamer Liebesbeziehungen.
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Auch ein bisschen Swissness findet sich in «L’Amour est un crime parfait» wieder: der Film ist eine französisch-schweizerische Koproduktion. Einen Grossteil drehten die Gebrüder Arnaud und Jean-Marie Larrieu in den Kantonen Waadt und Neuenburg. Die Universitätsszenen filmten sie auf dem Campus der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne.
Abgründe der menschlichen Psyche
In «L’Amour est un crime parfait» verwischen die Grenzen zwischen falsch und richtig, gut und böse. Die Hauptfigur ist weder Held noch Schurke, sondern nur ein Mensch mit all seinen Schwächen. Einer wie wir. Aus dieser Ambivalenz bezieht der Film seine Stärke. Die rabenschwarze Komödie ist eine lakonische Studie über die Abgründe der menschlichen Psyche. Fazit: très bon – und sehenswert.