Die Geschichte
Der sechsjährige Keita ist nicht das leibliche Kind von Ryota und Midori. Er wurde nach der Geburt mit einem anderen Jungen vertauscht. Die Behörden empfehlen den beiden betroffenen Familien, die Kinder zurückzutauschen – eine ungeheure Vorstellung. Oder doch nicht?
Beide Paare beginnen, ihre Rolle als Eltern zu hinterfragen und neu zu definieren. Das sieht man vor allem bei Ryota, der seinem Sohn gegenüber immer ein wenig distanziert war und ihn gezielt konservativ erziehen wollte. Für ihn bricht eine Welt zusammen. Er sieht wie sein leiblicher Sohn – bei einer anderen Familie aufgewachsen – so ganz anders ist als er selbst.
Das stärkste Zitat
«Wenn du im anderen Haus wohnst, musst du dir um nichts Sorgen machen. Der Papa und die Mama von Ryusei haben mir gesagt, dass sie dich sehr lieben.» «Mehr als du, Papa?» «Mehr als ich.» Das sagt der Vater zu dem Kind, das er sechs Jahre lang grossgezogen hat und nun zu dessen leiblichen Eltern weggeben will.
Fakten, die man kennen sollte
«Like Father, Like Son» erhielt am Filmfestival Cannes 2013 den Jurypreis. Jurypräsident war Steven Spielberg. Und der war laut « The Hollywood Reporter » so begeistert vom Film, dass seine Produktionsfirma Dreamworks die Rechte für ein amerikanisches Remake gekauft hat. Ob er selber Regie führt, ist allerdings noch unklar.
Der Regisseur
Schon mit Werken wie «Nobody Knows» (2004) oder «I Wish» (2011) hat Hirokazu Kore-eda bewiesen, dass er ein Meister im Inszenieren von Kindern ist.
Durch seinen ruhigen Stil, seinen beobachtenden Blick, werden Filme wie «Air Doll» (2009) oder «After Life» (1998) zu märchenhaft traurig-schönen Erlebnissen. Hirokazu Kore-eda ist damit einer der ganz grossen Regisseure unserer Zeit.
Das Urteil
Nach der Geburt vertauschte Kinder. Das Thema des Filmes ist nicht neu. Bei einer solchen Ausgangslage kann es keine Gewinner geben. Genialer Stoff also für ein kitschig-rührseliges Melodram. Doch «Like Father, Like Son» geht glücklicherweise einen anderen Weg: Der Film erzählt von unvollkommenen, völlig überforderten Menschen. Sie begehen grosse Fehler – und es gelingt ihnen nicht immer, daraus zu lernen, geschweige denn mit der Situation zurechtzukommen. Das macht diesen Film herzzerreissend traurig, aber auch wahrhaftig.