Ein angenehmer Zeitgenosse scheint er nicht immer gewesen zu sein: Das wissen viele Menschen zu berichten, die mit Louis de Funès zusammgearbeitet haben. Nach seinem Durchbruch als «Gendarme de St. Tropez» in den 1960er-Jahren baute er seine Standardrolle als gestikulierender Choleriker systematisch zum Markenzeichen aus.
Ein Paar mit Hang zum Perfektionismus
Er und seine Frau Jeanne kontrollierten die Arbeit an den jeweiligen Filmsets mit eiserner Hand: De Funès regierte über die anderen Schauspieler und meist auch über den Regisseur. Seine Frau hingegen überwachte die Kameras und schritt ein, wenn sie das Gefühl hatte, ihr Mann komme nicht richtig zur Geltung.
Dabei war Louis de Funès beileibe keine überhebliche Persönlichkeit – er wollte nie als Filmstar bezeichnet werden – er war bloss ein Perfektionist. Er hatte nach über 100 Filmen in undankbaren Nebenrollen im Alter von 50 Jahren sein ganz persönliches Erfolgsrezept gefunden, und er hielt bis zu seinem Tod daran fest.
De Funès war sich bewusst, dass das Publikum in erster Linie kam, um seine Klamauknummern zu sehen, und er hatte Angst davor, seine Fans zu enttäuschen. Auch dass die französische Filmkritik seine Werke nur belächelte, machte ihm bei aller Beliebtheit im Volk schwer zu schaffen.
Viel Ruhm, keine Experimente
De Funès gehörte in den 1960er-, 1970er- und den frühen 1980er-Jahren zu den populärsten Filmkomikern Europas. Dieser Erfolg lastete auf seinen Schultern: Es gab Momente, da hätte er auch gerne ein neues Standbein aufgebaut und im Autorenfilm Fuss gefasst, etwa bei Claude Chabrol oder bei Roman Polanski. Aber sein treuer Schauspielkollege Michel Galabru riet ihm gemäss eigener Aussage davon ab: «Lass solche Sachen lieber bleiben, davon verstehst du nichts.»
Galabru hatte eindeutig recht. Am einfachsten fiel de Funès die Arbeit unter seinen engsten Freunden, unter unbedeutenden Regisseuren wie Jean Girault oder Serge Korber, die zwar keine künstlerischen Ambitionen verfolgten, aber kollegiale Stimmung verbreiteten. Und die de Funès eine möglichst freie Bahn liessen, sobald sie das richtige Dekor für seine wilden Donald-Duck-Nummern gefunden hatten.
Nostalgisches Flair, zeitlose Gags
Dass die Komödien von de Funès auch über 30 Jahre nach seinem Tod immer noch populär sind, hat aber durchaus ein Stück weit mit ihrer Verpackung zu tun: Die Filme spielen oft unter der Sonne, sind knallbunt, aussergewöhnlich schnell geschnitten – insbesondere bei den Verfolgungsjagden – und mit rassiger Musik von kompetenten Komponisten unterlegt. Die Innendekorationen erinnern oft an Pop-Art.
Es schwingt in all diesen Filmen zwar eine bestimmte Epoche mit, viel Nostalgie sogar, aber die Themen im Allgemeinen und die Gags im Speziellen wirken zeitlos. Vor allem sind Louis-de-Funès-Filme bis heute Garanten für 90 Minuten absolute Sorglosigkeit. Jetzt, nachdem die Werke ihren Schöpfer schon mehrere Jahrezehnte überdauern, darf man es aussprechen: Es ist gut, dass der Schuster bei seinem Leisten geblieben ist.