«Performance» wurde 1968 gedreht. Es war die Zeit der Studenten- und Bürgerrechtsbewegung. Die Jugend stellte alles in Frage: die Lebensweise der Eltern, das politische System, die Ausbildung. Das beeinflusste auch Inhalt und Form von Filmen. «Performance» ist ein gutes Beispiel dafür.
Klassische Erzählformen werden über Bord geschmissen. Die Handlung ist rudimentär. Es gibt kein Happy End und man weiss es von der ersten Sekunde an. Jedes Bild – damals ein Skandal. In dem Film sieht man brutal-blutige Schlägereien, bewusstseinserweiternde Riesenpilze und ein bisschen Softporno mit Mick Jagger und Model Anita Pallenberg. In die Kinos kam der Film erst zwei Jahre nach seiner Fertigstellung. Nicht ohne Grund.
Zensur
In einer Testaufführung zeigten die Regisseure Donald Cammell und Nicolas Roeg die fertig geschnittene Version von «Performance» dem Verleih Warner Brothers. Dieser erwartete einen Musik-Film im Stil des Beatles-Klassikers «A Hard Day’s Night».
Doch das experimentell-avantgardistische Werk der Regisseure schockierte den Verleih. Die Prügeleien, die Drogenexperimente und die Ménage-à-trois waren zu viel. Die Ehefrau eines Warner-Brothers-Angestellten musste sich während der Vorführung übergeben. Der Film musste überarbeitet werden.
Echter Sex am Set von «Performance»
Es wird gemunkelt: Mick Jagger und Anita Pallenberg hätten auch hinter der Kamera Körperflüssigkeiten ausgetauscht. Skandalös? Ja, denn die Schauspielerin war mit Jaggers Band-Kollege Keith Richards liiert. Der Stones-Gitarrist bekam Wind von der Affäre. Er parkte fortan vor dem Haus, in dem Anita Pallenberg und Mick Jagger ihren Film drehten.
Die pornografischen Sexspielchen zwischen Mick Jagger und Anita Pallenberg wurden rausgeschnitten. Die Filmrollen sollten zerstört werden. Das geschah aber nur teilweise. Sie gelangten an ein Porno-Festival in Holland. Dort gewannen diese nackten Tatsachen einen Preis.
«Performance» ist ein Film, bei dem alle Grenzen ineinander zerfliessen: das Spiessige gleitet in das Rebellische, das Männliche vermischt sich mit dem Weiblichen und die Übergänge zwischen Realität und Fantasie verschwimmen mit zunehmendem Drogenkonsum. Diesen Film sollte man mit einer Flasche Rotwein in sich «reinströmen» lassen.