Dem zwielichtigen Kunsthändler Lord Charlie Mortdecai stehen die Schulden bis zum Hals. Eine Woche hat er, um sich aus dieser Misere zu befreien. Darum sucht er im Auftrag von Inspektor Martland (Ewan McGregor) ein gestohlenes Gemälde von Goya. Wie praktisch, dass auf der Rückseite des Bildes die Nummer eines übervollen – wie soll es auch anders sein – Schweizer Bankkontos zu finden ist.
Ein Butler für alle Fälle
Lord Mortdecai muss sich auf seiner Reise um den Globus gegen internationale Gangster und reiche Sammler durchsetzen. Immer an seiner Seite: Der treue Butler Jock (Paul Bettany). Die beiden sind ein interessantes Gespann. Seine Lordschaft besitzt Fantasie und Kunstverstand, aber in alltäglichen Dingen und körperlichen Auseinandersetzungen ist er eine Niete. Dafür hat er eben Jock. Der rettet seinen Chef aus jeder noch so ausweglosen Situation. Wieder und wieder. Leider ist damit der Ausgang jeder Actionszene vorhersehbar. Überraschungen: Fehlanzeige.
Hommage an die 1960er
«Mortdecai» basiert auf einer Krimibuchreihe aus den 1970er-Jahren. Die Machart der Verfilmung erinnert an die launigen Gauner-Komödien der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre, wie «The Italian Job», «Gambit» oder «Duffy». Diese Filme zeichneten sich durch wilde Verfolgungsjagden, kunterbunte Klamotten, absurde Plots und einen überdrehten Humor aus. Die Macher von «Mortdecai» haben versucht, das zu kopieren und sind gescheitert. Immerhin versprüht der Film ein bisschen 1960er-Jahre-Nostalgie.
Johnny Depp orientierte sich für seine Rolle am britischen Schauspieler Terry Thomas. Der Name sagt heute kaum jemanden etwas. In den 1960er-Jahren war das anders. Wieder und wieder spielte Terry Thomas Varianten eines englischen Snobs. Dafür wurde er berühmt. Johnny Depp kann da mithalten. Sein Lord Mortdecai ist die perfekte Karikatur eines britischen Blaublüters. Trotzdem fragt man sich: Kann Depp eigentlich nur den Deppen spielen? Ob in «Pirates of the Caribbean», «Alice in Wonderland» oder «Lone Ranger», stets gab er den schrägen Vogel (klar, da gab es vergangenes Jahr den Science-Fiction-Film «Transcendence», aber wer kann sich an den erinnern). Das Publikum will Depp als Sonderling offenbar nicht mehr sehen. In den USA floppte «Mortdecai».
Fazit: Die Gaunerkomödie ist mässig witzig. Gefühlte 300 Scherze werden über den albernen Schnurrbart des Kunsthändlers gemacht, allesamt Blindgänger. Depp spielt grossartig, aber was nützt das, wenn die Gags nicht funktionieren. Die Figur Mortdecai sagt im Film irgendwann: «Jeder der mich kennt, mag mich – ein bisschen». So geht es einem mit diesem Film: Man mag ihn, aber eben nur ein bisschen. Und das auch nur wegen seines Retro-Charmes.