1995 stauchte Judi Dench im Bondfilm «Goldeneye» als neue Geheimdienstchefin «M» den berühmtesten Spion der Welt zusammen: «Sie halten mich für eine Buchhalterin, Bond. Und ich denke, sie sind ein sexistischer Dinosaurier aus der Zeit des Kalten Krieges.»
James Bond, damals noch gespielt von Pierce Brosnan, war sichtlich erschüttert. Und das Publikum begeistert. Judi Dench spielte «M» als thoughe Mutter, als knallharte Königin – und in dieser Rolle schloss die Welt sie ins Herz. Der britische Bühnenstar wurde mit 60 Jahren zum Weltstar.
Bonds Sparringpartnerin
Nach Bernard Lee und Robert Brown war Dench die dritte Schauspielerin, die «M» verkörperte. Schon mit ihrem ersten Auftritt machte sie klar, wie dringend die Bond-Filme eine solche Frauenfigur benötigten. Dench trug viel dazu bei, den «sexistischen Dinosaurier» in die Gegenwart zu holen.
Eine Leinwandkarriere in sieben Filmen
Judi Denchs «M» passte ausgezeichnete zur Neuinterpretation von James Bond in den Filmen mit Daniel Craig. Bond und «M» verbindet hier bei allen Spannungen stets gegenseitiger Respekt und eine gewisse Zuneigung.
Erfolge mit Shakespeare
Ursprünglich hatte Judi Dench gar nicht auf die Bühne gewollt. Da sie gerne zeichnete, träumte die junge Frau von einer Karriere als Bühnendesignerin. Dennoch besuchte sie eine Schauspielschule und schloss sich als Mittzwanzigerin der Royal Shakespeare Company an.
Mit ihrem Charisma und vor allem ihrem Mut für unkonventionelle Rolleninterpretationen wurde sie nicht nur zur gefragten Shakespeare-Darstellerin, sie kombinierte unnachahmlich Autorität und Weiblichkeit, am deutlichsten in ihrer Filmrolle als verwitwete Queen Victoria, die sich in «Mrs Brown» in ihren Diener verliebt. Die Rolle umfasste alles, was das Publikum an Judi Dench liebt: Autorität, moralische Standhaftigkeit und dahinter eine gut kaschierte Weiblichkeit voller Wärme.
Ein Oscar in acht Minuten
2001 erhielt Judi Dench den Oscar als beste Nebendarstellerin – obwohl sie in «Shakespeare in Love» bloss acht Minuten lang auf der Leinwand zu sehen ist. Aber Dench reicht jeweils ein kurzer Auftritt, um mit Understatement, Charme und Klasse zu glänzen.
In der Rolle von «M» war Judi Dench siebenmal zu sehen, bis sie in «Skyfall» von ihrem Nachfolger Ralph Fiennes abgelöst wurde. Im nächsten Bond-Film «Spectre» hatte Dench trotzdem nochmals einen kurzen Auftritt in der Rolle ihres Lebens.
Erfolgreiche Bühnenkarriere
Trotz Judi Denchs Bekanntheit wissen ausserhalb Englands nur wenige, dass die Schauspielerin auch singen kann. Dabei machte sie schon 1968 im Londoner Westend als Sally Bowles im Bühnenmusical « Cabaret » Furore. Trotz ihres Erfolgs als Filmschauspielerin, trat Judi Dench immer wieder am Theater auf.
Zuletzt ist es ruhiger geworden um die verdiente Schauspielerin. 2021 war sie in Kenneth Branaghs oscarprämiertem Drama «Belfast» zu sehen. Die Rolle brachte ihr ihre achte Oscar-Nominierung ein. Ihr bislang letzter Auftritt in einem Film war das bittersüsse Spitaldrama «Allelujah» von 2022. Danach war sie in vereinzelten Bühnenauftritten zu sehen, bis sie eine Augenkrankheit dazu zwang, die Schauspielerei aufzugeben.