Der amerikanische Actionfilm «Olympus has fallen» ist kein Meilenstein der Filmgeschichte – noch nicht mal ein Kieselstein. Wie soll man einen Film beschreiben, dessen Handlung so flach und leer ist, wie eine Wahlparole? Am besten kurz: Dem fiktiven Präsidenten Asher (Aaron Eckhart) geht es an den Kragen. Alltag im Weissen Pappmaschee-Haus von Hollywood.
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Im Gegensatz zu den echten in DC sind es die Hochglanz-Blockbuster-Präsidenten gewohnt, für den Stolz der Nation Schläge einzustecken und zu verteilen und in Gewehrläufe zu schauen.
Ein Film nach altbekanntem Muster
«Olympus has fallen» spielt in einer unbestimmten, aber nahen Zukunft. Während eines freundschaftlichen Besuchs des südkoreanischen Premierministers im Weissen Haus kommt es zum Eklat.
Ein unbekanntes Flugzeug dringt in den Luftraum über Washington DC ein und eröffnet das Feuer auf die Bevölkerung. Während des Tohuwabohus gelingt es einer Gruppe nordkoreanischer Extremisten, das Weisse Haus zu besetzen.
Ratlosigkeit im Pentagon. Doch wie es die Blockbuster-Dramaturgie will, gibt es auch schon einen Helden, der sehnsüchtig darauf wartet, den Präsidenten zu retten. Hier heisst er Gerard Butler, ist ein degradierter Special Agent und schaltet 20 Terroristen im Alleingang aus – mit links.
Ein paar eigentlich gute Schauspieler und noch mehr Recherche
Eines muss man «Olympus has fallen» lassen: Die Schauspieler-Entourage liest sich gut. Morgan Freeman als besonnener Parlamentssprecher, Melissa Leo als taffe Verteidigungsministerin, Aaron Eckhart als loyaler Präsident und natürlich Haudegen Gerard Butler als Special Agent Banning. Sie alle mimen die Action-Archetypen in einem Spiel mit festgelegten Handlungsmustern.
Regisseur Antoine Fuqua legte – nach eigener Aussage – aber nicht auf die hochkarätige Besetzung so viel Wert, sondern vor allem auf die Realitätsnähe seines Films, diese Nähe lag ihm am patriotischen Herzen. Und so machte sich Fuqua auf, um die richtigen Leute zu treffen und die richtigen Fakten krumm zu biegen.
Er errechnete zum Beispiel, dass die US-Armee ganze 15 Minuten benötigt, um den Wohnsitz ihres Präsidenten auf dem Landweg zu erreichen – was den Terroristen ein relativ grosses Zeitfenster gibt. Der Luftweg wurde kurzerhand vernachlässigt. Fuqua suchte und bohrte so lange, bis er stolz verkünden konnte, ein Angriff wie in dem Film sei keine Frage des «Wie» sondern nur des «Wann».
Amerika macht erstens keine Fehler und siegt zweitens immer
Die seichte Faktenlage ist nicht einmal das Schlimmste: Das wirklich Schmerzhafte bei «Olympus has fallen» ist die lückenlose Aneinanderreihung von Klischees.
Jede Handlung, jeder Satz auf amerikanischer Seite wirkt, als entspringe er dem fiktiven Handbuch «Wie bin ich ein guter Patriot – 1'000 Gründe unser Land zu lieben». Wenn eine brennende US-Flagge vor dem Weissen Haus zu Boden segelt, dann segelt sie nicht einfach sondern in Zeitlupe.
Die Dialoge sind pathetisch, die Schablonen-Terroristen sind von einer unverschämten Uniformität – ohne Charakter, ohne Namen, ohne Hirn. Konsequenterweise prangt auf dem Filmplakat der Slogan: «When our flag falls – our nation will rise». Das nationale Selbstverständnis, wie es dieser Film zur Schau trägt, ist als politisch halbwegs informierter Zuschauer kaum zu ertragen.
In dem nach den Boston Anschlägen verständlicherweise verängstigten Amerika ist es nicht die sensibelste Art, mit einem «schrecklich realitätsnahen» Film Panik zu schüren, aber eine finanziell erfolgreiche. Zumal – und damit ist bei dieser Storyline nicht zu viel verraten – Amerika am Ende den Terror besiegt und Militär, Parlament und Politik in ritterlichem Glanz erstrahlen lässt. Happy End. Und jetzt noch einmal alle zusammen: «God bless the United States of America!»